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4. Woche - „Hind´s Nebel“ NGC 1555 um T Tauri

Fotografiert von: Mark Elvov | | Astrofoto der Woche

Mark Elvov ist der Autor des aktuellen Bildes. Wir begrüßen ihn ganz herzlich in unserer Runde der AdW-Astrofotografen. Er nahm am 10.12.2012 mit einem 10-zölligen RC-Teleskop (f = 2000 mm, Fabrikat GSO) und mit einer CCD-Kamera QSI 683 einen Ausschnitt aus dem Sternbild Stier auf, knapp 3° nördlich der Hyaden. Aufnahmeort war Arizona, belichtet wurde insgesamt 10 Stunden.
Dieses Motiv aus dem Sternentstehungsgebiet Perseus/Taurus ist selten als Amateuraufnahme zu sehen. Das interessanteste Objekt darin ist nämlich ziemlich klein und verlangt nach entsprechender Brennweite: Der gelbliche Reflexionsnebel NGC 1555. Schaut man genauer hin, so könnte die Phantasie ein Männchen vorgaukeln, das eine Laterne vor sich her trägt. Merkwürdig, dass die Amerikaner diesen Nebel noch nicht in „Lampion Man Nebula“ umgetauft haben. Die mögen doch so schicke Bezeichnungen …

Ganz offensichtlich ist NGC 1555 nur die Intensitätsspitze der umgebenden dichten, bräunlichen Molekülwolke, die zum Taurus-Perseus-Komplex gehört. Dank der langen Belichtung ist dies im AdW sehr schön zu erkennen. NGC 1555 ist veränderlich, wie 1852 der Astronom Hind bei seinen Beobachtungen herausfand (deshalb auch „Hind´s variabler Nebel“). Im Nebel entdeckte Hind auch noch den eingebetteten gelben Stern, der inzwischen als veränderlicher Stern T Tauri oder auch als HD 284419 katalogisiert ist. Seine Lichtschwankungen sind für die Veränderlichkeit des Nebels verantwortlich. T Tauri ist ein sehr junger Veränderlicher vom Spektraltyp dG5e, der in seiner Entwicklung noch nicht das Stadium erreicht hat, in welchem Wasserstoff im Sterninneren zu Helium fusioniert wird. Damit definiert dieser Stern eine eigene Klasse von Veränderlichen. T Tauri schwankt unregelmäßig zwischen 9,4 und 13 mag. Es handelt sich aber nicht um einen einzelnen Stern. Im Jahre 1982 erst wurde durch Speckle-Interferometrie im Infrarotbereich herausgefunden, dass 0,7´´ südlich von T Tauri Nord ein Begleiter vorliegt, T Tauri Süd getauft. Optisch wurde T Tauri Süd aber nie gefunden. Er hat sich nämlich in dichter Materie verborgen, die eine visuelle Absorption von 15 mag (!) bewirkt. Im Jahre 2000 ergaben weitere Untersuchungen, dass T Tauri Süd wiederum aus zwei Komponenten A und B besteht. T Tauri Süd A und B bewegen sich mit ihrem Schwerpunkt sehr wahrscheinlich um T Tauri Nord. Eine präzise Messung aus dem Jahre 2007 zeigte, dass das Dreifachsystem 147,6 Lichtjahre entfernt ist.
Die unmittelbare Umgebung von T Tauri zeichnet sich auch als „Höhle“ in der umgebenden Molekülwolke ab. Offenbar gibt es im Innenbereich noch weitere junge, aber im Visuellen nicht sichtbare Sterne, die mit ihren frei werdenden Energien und Sternwinden diese Höhle geschaffen haben. Der hellste Stern im Bildfeld ist HD 27560, ein weißer G0-Stern von 8,38 mag. Vermutlich steht er im Vordergrund und hat nichts mit der dahinter liegenden Molekülwolke zu tun. Zum Bildmaßstab: HD 27560 steht 5,6´ südwestlich von T Tauri. Er zeigt ein auffälliges Beugungskreuz der Fangspiegelstreben, sogar in Spektralfarben zerlegt.

Koordinaten: RA = 04 h 21 min 57 s, Dek = +19° 32´ 07´´

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