45. Woche - NGC 6340 im Sternbild Draco

Kehren wir noch einmal an den Frühsommerhimmel zurück. Hoch im Zenit steht im Juni das Sternbild Drache. Noch nie hatten wir dieses Motiv als AdW – die zirkumpolare Galaxiengruppe um NGC 6340. Norden liegt im Bild links, Osten unten.
Zunächst zu NGC 6340 selbst. Die „NASA Extragalactic Database“ gibt als mittleren Wert für die Entfernung 72 Mio. Lj an. Der scheinbare Durchmesser beträgt 3,2´ x 3,0´. Das entspräche einem echten Durchmesser von etwa 66000 Lj. Die Sa-Spiralgalaxie von 11 mag zeigt lange, recht dünne Arme bläulicher Färbung, die sich weit um den Galaxienkörper herumwinden. Da NGC 6340 „face-on“ zu sehen ist (d.h. in Draufsicht), erkennt man auch sehr schön einige lange, dunkle Staubbänder, die den zentralen gelben Bulge im Südbereich (rechts) umkringeln.
6,4’ nördlich von NGC 6340 finden wir IC 1251 mit Abmessungen von 1,4’ x 1,0’. Die blau leuchtende Spiralgalaxie vom Typus Scd hat eine ziemlich ähnliche Radialgeschwindigkeit wie NGC 6340, also ist ihre Entfernung auch vergleichbar. Im Klartext: IC 1251 ist nur etwa halb so groß wie NGC 6340 und demnach kleiner als unsere Nachbargalaxie Messier 33. Dennoch weist sie eine grobe Armstruktur mit starker Sternentstehung auf. In ihrem Nordostbereich entdeckt man ein sehr großes, blaues nebeliges Gebilde, vermutlich ein Gebiet aus massereichen, heißen jungen Sternen. Die umgebende H II-Region ist offenbar ebenfalls sehr jung, weil sie noch nicht signifikant im H-Alpha-Licht leuchtet.
Und schließlich liegt 7,8’ nordöstlich von NGC 6340 die auffällige Spiralgalaxie IC 1254 von 1,7’ Ausdehnung. Wenn man genügend ins Bild hineinzoomt, erkennt man auch hier deutliche Spiralarme. Markant jedoch sind die umgebenden diffusen Anhängsel. Ihretwegen wird IC 1254 als „peculiär“ (seltsam) typisiert. Diese Gebilde erinnern stark an die aus M 51 allseits herausragenden Gezeitenschweife. Da IC 1254 wie IC 1251 nahe an NGC 6340 liegt, dürften die Gezeitenkräfte beider Nachbarn für dieses peculiäre Aussehen verantwortlich sein.
Josef Pöpsel und Stefan Binnewies nahmen dieses Trio in der Zeit von Mai bis Juni 2009 mit dem 60-cm-Teleskop „Ganymed“ auf Kreta auf (remote gesteuert von Bad Arolsen aus). Kamera war eine SBIG STL-11000M. Im Sekundärfokus wurde bei f = 4940 mm wie folgt belichtet: 18 x 900 s für die Luminanzaufnahmen, in R, G und B dann jeweils 4 x 900 s. Um in den Farben keine Schärfe zu verlieren, verlief alles ungebinnt. Bei gutem Seeing ist diese Maßnahme absolut korrekt, und hier im Bild wurde ein FWHM-Wert von 1,4“ gemessen.
Einigkeit im AdW-Team: Ein grandioses Motiv, eine grandiose Leistung der Astrofotografen! Und es handelt sich um eine „Erstaufführung“, die noch nicht durch die Medien ging!
Objektkoordinaten (2000.0):
RA = 17 h 10 min 25 s, DEK = +72° 18’ 16”
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