47. Woche - Galaxien im Gebiet um NGC 474

Das aktuelle AdW zeigt einen Blick zur 100 Mio. Lichtjahre entfernten Galaxie NGC 474. Diese seltsame Galaxie ist in einem Raum von 7´ Durchmesser von zahlreichen schalenförmigen Gebilden umgeben. Das sind aber keine Phänomene, die sich aufgrund der Wechselwirkung mit der Nachbargalaxie NGC 470 gebildet haben, wie man zunächst meinen könnte. Seit David Malins umfangreichen Untersuchungen wissen wir: Schalen um Galaxien des Typs E oder S0 deuten immer auf einen Verschmelzungsvorgang mit kleineren Galaxien aus der direkten Umgebung hin. Diese Begleiter wurden bei nahen Begegnungen oder beim Durchgang durch den Halo der Muttergalaxie zerfetzt und ihre stellaren Reste haben sich aufgrund der Gravitation rund um die Muttergalaxie angeordnet. Im Laufe der nächsten Hunderte von Millionen Jahren wird sich aus einem solchen Objekt eine große elliptische Galaxie bilden, die im Verhältnis zur Ausgangslage an Masse gewonnen hat. Die Astronomen reden bei solchen Verschmelzungen in der Fachterminologie von einem „merger“ (Vermischung).
Die Sb-Spiralgalaxie NGC 470 liegt etwa 6 Bogenminuten westlich von NGC 474. Sie ist ein Stückchen weiter weg als NGC 474. Auffallend sind ihre diffus auslaufenden äußeren Arme sowie ihre starke zentrale Blaufärbung. Das ist ein typisches Merkmal gravitativer Wechselwirkung – hier mit NGC 474. Die Wechselwirkung kann – wie auch im Fall von M 51 mit dem Begleiter NGC 5195 – eine heftige Sternbildung induzieren. Die Arme werden dadurch blauer und kräftiger, eine so kräftige Spiralstruktur wird auch oft mit dem Begriff „grand design“ beschrieben.
Im Mittenbereich des Bildes liegt HD 7991, ein 7,5 mag heller orangefarbener Stern des Spektraltyps K0. Direkt westlich davon sehen wir eine weitere S0-Galaxie, NGC 467. Und sie hat doch tatsächlich ebenfalls eine Schalenstruktur um sich gebildet! Auch hier findet ein Verschmelzungsvorgang statt. NGC 467 ist jedoch mit 250 Mio. Lichtjahren viel weiter im galaktischen Hintergrund, stellt also kein Mitglied der NGC 474-Gruppe dar. Ganz oben rechts scheint der 5,1 mag helle, blaue A3-Stern 89 Psc ins Bild.
Werner Probst ist Autor dieses wunderschönen Motivs. In Gurk (Österreich) setzte er am 29. Oktober dieses Jahres einen 10-Zoll-Newton (Marke TS) mit Paracorr-Korrektor ein. Die effektive Brennweite betrug 1150 mm. Mit einer CCD-Kamera des Typs Moravian G2-8300FW wurde 63 x 10 min in Luminanz und je 6 x 10 min in RGB belichtet, also 13,5 Stunden in Summe. Eine stramme Leistung!
Koordinaten 2000:
RA = 01 h 20 min 07 s, DEK = +03° 24´ 55´´
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