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48. Woche - Der Cirrusnebel als Ganzes

Fotografiert von: Rolf Geissinger | | Astrofoto der Woche

Korrektur: Die Galaxie NGC 6946 hatten wir bereits in der 43. Woche als AdW vorgestellt. Hier ist mir (P.R.) mit der nochmaligen Publikation ein dicker Fehler unterlaufen. Darf nach 7 Jahren AdW schon einmal passieren, oder? Umso schöner, dass Rolf Geissinger sofort mit einer Alternative aushelfen konnte: Mit dem Cirrusnebel, dem bekannten Supernovarest (SNR) im Sternbild Schwan. Die astronomisch interessanten Fakten sind im AdW 38/2010 nachzulesen, dort wurde das Objekt ausführlich beschrieben. Zum jetzigen Bild:

Norden liegt auf etwa 2 Uhr. Sehr schön sind die Teilnebel zu erkennen, die dem SNR seine Schalenform verleihen: NGC 6992 mit seinem Südbereich NGC 6995 (links oben), im Norden NGC 6979, auch „Pickering´s Triangular Wisp" genannt, mit dem östlich davon gelegenen NGC 6974, und schließlich NGC 6960, der „Sturmvogel-Nebel" als Westteil. Bei ihm steht der helle G9-Stern 52 Cygni mit B = 5,28 mag und V = 4,23 mag, der mit einem Farbindex B-V = 1,05 mag auf einer gut kalibrierten (L)RGB-Farbaufnahme gelb erscheinen muss.

Alle genannten Nebelteile zeigen überzeugend, dass das ursprünglich von der Supernova fortgeschleuderte Material kugelförmig expandiert und dabei mit dem interstellaren Medium zusammenstößt. Dieser Stoßvorgang (nicht „Schock") liefert die Energie zur Anregung des SNR, so dass der Cirrusnebel überhaupt leuchten kann. Das Leuchten im Cirrusnebel stammt im Wesentlichen von fünf Emissionslinien. Das rote H-Alpha-Licht hat 656,3 nm Wellenlänge. Gleich rot leuchtet aber auch der einfach ionisierte Stickstoff. Im Spektrum bildet er eine „verbotene" doppelte Emissionslinie mit 654,8/658,3 nm Wellenlänge. Beide [N II]-Linien liegen direkt „links und rechts" von H-Alpha und sind sehr stark. Und schließlich erzeugt auch der einfach ionisierte Schwefel [S II] eine rote „verbotene" Doppellinie bei 671,7/673,1 nm Wellenlänge. Hinzu kommt im kurzwelligen Licht die „verbotene" Doppellinie des zweifach ionisierten Sauerstoffs [O III]. Sie hat 495,9/500,7 nm Wellenlänge, was der Farbe Türkis entspricht. Man kennzeichnet alle „verbotenen" Emissionslinien in der Astronomie durch eckige Klammern.

Das beeindruckende Weitwinkelbild entstand auf der Balkonsternwarte Remseck, Aufnahmedatum war der 12. und 13.11.2011. Als Teleskop kam ein TEC 110 zum Einsatz (Fluorit-Apochromat), sowie eine CCD-Kamera FLI ML 16803-65. Mit Linien-Interferenzfiltern wurde folgendermaßen belichtet: 7 x 20 min in H-Alpha + [N II], 6 x 20 min in [O III], 5 x 20 min in [S II], und schließlich je 1 x 300 s in den Farben RGB. Die Bildbearbeitung wurde in MaxIm DL und Photoshop CS5 vorgenommen. Die Interferenzfilteraufnahmen wurden über das „Tonemapping-Verfahren" zum Gesamtbild gestaltet, wobei die Echtfarben der Sterne vom überlagerten RGB-Bild stammen.

RA = 20 h 45 min 38 s, DEK = 30° 42´ 30´´