50. Woche - NGC 7129 – wo Sterne entstehen

Das aktuelle AdW von Günter Kerschhuber führt uns noch einmal in den herbstlichen Cepheus. Hier liegt der offene Sternhaufen NGC 7129, der in den Reflexionsnebel GN 21.41.8.01 eingebettet ist. Wie das AdW zeigt, ist dieser Reflexionsnebel wiederum nur ein heller Bereich einer größeren Molekülwolke des ausgedehnten „Cepheus Flare". Sehr schön kommt auf der Aufnahme heraus, dass die Molekülwolke rötlich-bräunlich leuchtet. Etliche Sterne innerhalb der Wolke sind eindeutig ebenso verfärbt.
Die wahre Entfernung von NGC 7129 beträgt etwa 1 kpc (kiloparsec) = 1000 pc = 3260 Lj. Da sich hier keine UV-leuchtenden massereichen O-Sterne befinden, sondern überwiegend Sterne des Spektraltyps B und A, kann der Nebel als Ganzes auch nicht rot leuchten. Die Anregungsenergie des Sternhaufens ist einfach zu gering, um das Balmerspektrum mit der bekannten H-Alpha-Linie zu produzieren.
Dennoch befinden sich im Nebelgebiet zahlreiche sehr junge Sterne, die gerade entstanden sind. Mehrere von ihnen sind Veränderliche. Ferner sind einige rot leuchtende Fetzen erkennbar. Das sind aber keine HII-Regionen, sondern so genannte „Herbig-Haro-Objekte". Bei ihnen handelt es sich um Stoßfronten, die dadurch entstehen, dass abströmendes Gas junger Sterne mit der umgebenden Materie kollidiert. Dieser Prozess erzeugt in den HH-Objekten neben H-Alpha-Leuchten auch [S II]-Strahlung. Ferner wurden zahlreiche infrarote Quellen entdeckt, die im Inneren des Nebels und seiner Umgebung versteckt sind.
Was ist sonst noch im Bild? Links unten erkennen wir den großen offenen Sternhaufen NGC 7142, knapp nordöstlich davon liegt der 8.45 mag helle, weißbläuliche A2-Stern BD+65 1647. Ein ganz seltenes Exemplar eines Kohlenstoffsterns findet sich in der Sternenansammlung unten rechts. Knallig rot leuchtet dort NC 92, ein Stern mit dem seltenen Spektraltyp N. Er stellt sogar den bekannten Granatstern nahe IC 1396 in den Schatten! Zur Erinnerung: Der Farbindex B-V = 0.64 mag bedeutet rein weiß, B-V = 1.8 mag ist orange. NC 92 hat sogar einen Farbindex B-V = 3.7 mag!!!
Die Aufnahme datiert bereits vom August 2010 an der Sternwarte Gahberg. Teleskop war ein ASA N10 mit 950 mm Brennweite. Mit einer SBIG ST-10XME entstanden die Luminanzbilder in insgesamt 390 min Belichtungszeit, während ein 4-zölliger Apochromat Televue NP101 bei 540 mm Brennweite zusammen mit einer Starlight SXV-H9 für die RGB-Bilder verwendet wurde. Jede Farbfilterung wurde insgesamt 131 min lang belichtet. Der L-Filter stammt von Baader, die RGB-Filter von Astrodon. Die Farbkalibrierung erfolgte übrigens nach B-V mittels Regim. Gut so!