8. Woche: Was ist los mit der Galaxie NGC 2146 ?

Hoch im Zenitbereich des Nachthimmels befindet sich derzeit die 10.5 mag helle und 6° x 3.8° messende Galaxie NGC 2146 (im Bild unten rechts). Sie erscheint ziemlich "mitgenommen", mit verbogenen Armen, so als wäre sie arg strapaziert worden. Vor dem Kern verläuft ein dichtes Staubband, obwohl NGC 2146 keine edge-on-Galaxie ist. Was die Wissenschaft genau nachweisen konnte: NGC 2146 wurde nicht durch Wechselwirkung mit der oben links stehenden NGC 2146A verzerrt. Dieser irreleitende Name könnte zu dieser falschen Annahme führen. Tully & Fisher (1976) konnten bereits klare radioastronomische Aussagen treffen: Zwischen beiden ist keine Wechselwirkung festzustellen. Die gemessenen Radialgeschwindigkeiten unterstreichen dies: NGC 2146 flieht mit 893 km/s fort, NGC 2146A dagegen mit 1490 km/s. Daraus leiten sich Entfernungen von rund 12 Mpc für NGC 2146 und 20 Mpc für NGC 2146A ab. Interessant wäre einmal eine tiefe Belichtung mit sehr langer Brennweite und guter Luft, denn auf unserem aktuellen AdW bereits könnte man vermuten, dass NGC 2146A eine SB-Galaxie ist und nicht - wie in der Literatur zu finden - eine Sc-Spirale.
NGC 2146 ist von dichtem Staub durchsetzt, außerdem liegt sie inmitten einer riesigen, länglichen Wolke aus neutralem Wasserstoff, die sich grob in Nordsüd-Richtung erstreckt und im Bild natürlich nicht erkennbar ist. Nähere Untersuchungen haben ergeben, dass vor etwa 800 Millionen Jahren ein Vorübergang einer anderen Galaxie stattgefunden haben könnte. Dynamische Bögen, die in H-Alpha und in H I vorhanden sind, stärken diese Vermutung. Diese Störgalaxie ist heute nicht mehr auffindbar. Vielleicht hat NGC 2146 sie aber auch bereits verschlungen, da im Inneren dieses merkwürdigen Komplexes mit dem VLA tatsächlich Sternentstehung großen Stils sowie einige Supernovareste nachgewiesen werden konnten. Demnach wäre NGC 2146 ein Gebilde, das man heute gern mit einem englischsprachigen Begriff versieht: "Merger" eine Vermischung zweier Galaxien. Der damit verbundene Ausbruch starker Sternentstehung ("Starburst") ist klar stärker als derjenige in M 82, befindet sich aber in einem früheren Stadium.
Statt des Orion-Nebels (ich weiß, ich lästere wieder - P.R.) nahm Harald Strauß dieses selten gezeigte Feld am 19.11. und 18.12.2009 auf, wie immer mit seinem 14-zölligen Hypergraphen an der Gahberg-Sternwarte. Luminanz ohne Binning am 19.11. und 18.12.2009 31 x 300 s belichtet, RGB mit 2-fachem Binning je 15 x 86 s/94 s/120 s. In Summe also 230 min mit der SXV-H9 belichtet.
RA = 06 h 18 min 38 s, DEK = +78° 21´ 25´´