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Ausdruck vom: Dienstag, der 28.11.2023

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Einführung in die visuelle Deep-Sky Beobachtung

Aufzeichnungen und Beobachtungsbuch

Führen Sie ein Beobachtungsbuch für Deep-Sky? Am Anfang scheut man die Mühe, sich alles zu notieren, später jedoch bereut man seine Bequemlichkeit. Unser Appell an alle: notieren Sie jede Beobachtung! Interessen können sich wandeln, Teleskope wechseln, Beobachtungsgebiete werden erweitert. Wer kann heute schon sagen, was einen in Zukunft astronomisch interessiert? Jede Beobachtung ist ohne Notizen unwiederbringlich verloren. Darüber hinaus werden längst vergessenen Erlebnisse wieder wach, wenn man in alten Beobachtungen blättert. Im Laufe der Jahre erkennt man sein eigenes Weiterkommen.

Wie führe ich ein Beobachtungsbuch?

Am besten so einfach und so persönlich wie möglich, es ist schließlich eine Art Tagebuch. Je unkomplizierter das Beobachtungsbuch, desto lieber trägt man ein. Es genügt bereits ein Ringbuchordner, in dem man die einzelnen Seiten bequem ein- und ausheften kann. Bei Beobachtungen hat sich die chronologische Aufzeichnungsform bewährt. Fotos und Zeichnungen sortiert man dagegen am besten nach Katalognummern, Sternbildern oder Rektaszension. Viele nutzen die EDV beim Aufzeichnen ihrer Beobachtungen. Neben einem sauberen Ausdruck auf Papier besteht die Möglichkeit ein Objekt schneller aus seinen eigenen Beobachtungen wieder zu finden, gerade bei den vielen NGC-Nummern ein Vorteil.

Eingetragen wird natürlich nie am Nachthimmel, sondern Zuhause, wo man genügend Zeit und Muße findet. Unterm Sternenhimmel macht man eine einfache Skizze und notiert die wichtigsten Daten. Bewährt hat sich auch, seine Eindrücke auf ein Diktiergerät oder einen kleinen Cassettenrecorder zu sprechen, das erspart das lästige Schreiben bei schwummrigem Taschenlampenlicht. Man ist verblüfft, wie viel mehr im Laufe eines Abends zusammenkommt, wenn man nicht schreiben muß. Ein intensiveres Beobachten kann durch Zeichnen oder Beschreiben der Objekte erzielt werden - man muß dann eben genauer hinsehen.

Visuelle Deep-Sky Beschreibung

Bereitet Ihnen das Zeichnen keine Freude, dann probieren Sie es mal mit der textlichen Beschreibung. Zu jeder Objektklasse, sind die folgenden Angaben von Bedeutung (auch Informationen zu einer erfolglosen Beobachtung sind wichtig!).

Informationen zu jeder Objektklasse:

    1. Helligkeit, ist indirektes Sehen notwendig?
    2. Form, rund, oval, Verhältnis und Positionswinkel der Elongation, z.B. 3:1, N-S.
    3. Welche Vergrößerung ergibt den besten Anblick?
    4. Befinden sich andere Objekte im Feld?

    Doppelsterne:

      1. Ist der Doppelstern weit, eng oder nicht auflösbar?
      2. Gibt es zwischen den Komponenten einen sichtbaren Farbkontrast?
      3. Lohnt sich eine Wiederbeobachtung?

      Dunkelnebel:

        1. Sichtbarkeit: wie gut ist das Objekt vor dem Sternenhintergrund zu sehen?
        2. Gibt es Besonderheiten in der Form oder der Dichte?
        3. Gibt es gut definierte Kanten, zwischen dem Nebel und den Hintergrundsternen
        4. Sind Vordergrundsterne im Nebel?
        • Emissionsnebel/Reflexionsnebel:
        1. Ist ein Teil des Nebels heller oder dunkler als der Rest?
        2. Ist der Rand scharf oder diffus?
        3. Gibt es Sterne im Nebel?
        4. Wie wirken Filter?

        Offene Sternhaufen:

          1. Hebt sich der Sternhaufen gut vom Sternenhintergrund ab?
          2. Ist der Haufen arm oder reich an Sternen? Sterne zählen, ansonsten schätzen.
          3. Ist er komprimiert oder locker? Sind Teile nicht auflösbar?
          4. Helligkeit der Sterne im Haufen.
          5. Gibt es Zonen in denen die Sterne stärker oder schwächer konzentriert sind, oder fehlen?
          6. Gibt es Nebel im Sternhaufen?

          Kugelsternhaufen:

            1. Konzentration: ist der Haufen locker oder stark konzentriert?
            2. Ist irgend ein Teil des Haufens auflösbar (Rand oder auch Zentrum)?
            3. Ist das Zentrum heller oder dichter?

            Planetarische Nebel:

              1. Ab welcher Vergrößerung ist eine Scheibe zu sehen?
              2. Ist eine Farbe erkennbar?
              3. Ist der Rand scharf oder diffus?
              4. Sind Teile des Nebels heller oder dunkler, gibt es eine Ringstruktur?
              5. Ist der Zentralstern sichtbar?

              Galaxien:

                1. Ist das Zentrum heller, ist der Kern diffus, kompakt oder stellar?
                2. Sind hellere oder dunklere Teile oder Spiralstruktur (Typ) erkennbar?
                3. Ist der Rand diffus oder scharf?
                4. Befinden sich Sterne am Rand oder darin?
                5. Gibt es Nachbargalaxien?

                Deep-Sky Beobachtungsblatt

                Das Deep-Sky Beobachtunsblatt vereinfacht das Anfertigen von Feldskizzen und Zeichnungen für das eigene Beobachtungsbuch. Feldskizzen sollen keine Kunstwerke sein. Sie müssen einfach und präzis das Gesehene wiedergeben. Gestalten Sie ein eigenes Formular oder benutzen sie Kopien des Deep-Sky-Beobachtungsblatts zur Dokumentation. Die Beschreibung orientiert sich an der Beantwortung der Objektfragen. Die links abgebildete Zeichnungshilfe nebst Vorgehensweise ist ideal für Beobachter, die keine begabten Zeichner sind.

                  • Das Objekt oder einen hellen Stern genau in die Mitte nehmen, um einen Referenzpunkt zu haben. Sind helle Sterne oder besondere Sterngruppen in der Nähe, so sollen sie möglichst mit ins Feld kommen.
                  • Das Gesichtsfeld wird optisch in vier Teile aufgeteilt. Den Rand stellt man sich als Zifferblatt einer Uhr vor. Dies ist zunächst eine interne Orientierung, noch unabhängig von den wahren Himelsrichtungen!
                  • Das Objekt soll nun so naturgetreu wie möglich gezeichnet werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei der Größe und dem Positionswinkel (Ausrichtung). Füllt das Objekt z.B. 1/4 des Feldes aus, so soll dies auch bei der Zeichnung so sein. Feine Helligkeitsabstufungen lassen sich zeichnerisch schwer festhalten, daher sollten sie besser notiert werden.
                  • Nun werden die Feldsterne positioniert, zuerst die helleren. Die Positionen sollen so genau wie möglich eingezeichnet werden. Zu diesem Zweck denkt man sich eine Linie von der Mitte nach außen und schätzt ihre .Uhrzeit. auf unserem gedachten Zifferblatt. Danach wird der Abstand von der Mitte zum Rand geschätzt und so der Stern auf das Zeichenblatt übertragen. Bei größeren Objekten ist es unter Umständen günstiger zuerst das Objekt und danach die Feldsterne einzutragen.
                  • Die eingetragenen Sterne sind Referenzpunkte für die schwächeren Sterne. Es ist nicht immer zweckmäßig, alle gerade noch sichtbaren Sterne einzuzeichnen, sondern nur diejenigen, die nahe am Objekt stehen oder die auffällige Figuren beschreiben.
                  • Die Bestimmung der Orientierung ist bei paralaktischer Montierung besonders leicht: man schaltet die Nachführung aus und beobachtet das Objekt oder den Stern in der Mitte. Die Driftrichtung ist Westen. Danach wird das Teleskop mit der Deklinationsachse in Richtung Polarstern geschwenkt. Norden ist dort wo die Sterne ins Feld hereinkommen. Jetzt können alle Himmelsrichtungen auf die Zeichnung übertragen werden. Ohne parallaktische Montierung (Dobson) ist nur eine grobe Orientierung möglich. Man zeichnet zunächst und legt die wahre Orientierung später anhand der Sternkarte fest (Osten = zunehmende Rektaszension, Norden = zunehmende Deklination) und trägt diese als N, O (im englichen E) ein.
                  • Die Feldgröße sollte auch genau bekannt sein, da sie einfach zu ermitteln ist. Man nimmt einen Stern in der Nähe des Himmelsäquators und läßt ihn (ohne Nachführung) vom Rand durch die Mitte zum gegenüberliegenden Rand laufen. Dabei stoppt man die Zeit in Sekunden. Teilt man diese durch 4, so erhält man die Feldgröße in Bogenminuten. Beispiel: Atair braucht 240s, um durchs Feld zu laufen, d.h. die Feldgröße beträgt 240/4 = 60' = 1°.

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