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Spirit im Gusev-Krater

von Emil Khalisi

Nach einem halbjährigen Flug durch den interplanetaren Raum setzte Spirit am 4. Januar 2004 mitten im Gusev-Krater erfolgreich auf (Vordergrund im rechten Bild). Dieser Krater mißt 166 Kilometer im Durchmesser und befindet sich in Äquatornähe des Planeten. In ihn mündet ein ausgetrocknetes Flussbeet, das sich von Süden hineinschlängelt. Sofern Gusev einst mit Wasser überflutet gewesen sein sollte, so hoffte man, entsprechende Hinweise dafür finden zu können. Nachdem der Rover dann von seiner Landeplattform herunter gerollt war, begann seine Mission mit ein paar Messungen des Marsbodens.

Im Inneren des Gusev-Beckens gab es weitere, jüngere Einschlagskrater. So befindet sich in unmittelbarer Umgebung der Landestelle ein kleinerer Krater, den die Wissenschaftler "Bonneville" getauft haben. Auf diesen fuhr das Vehikel alsbald zu, denn man erhoffte sich, dort eine Bodenschichtung vorzufinden, die durch den späteren Einschlag durcheinander gebracht wurde.

Am Kraterrand angelangt, stellt man fest, dass das ausgeworfene Material doch nicht aus den tieferen Gesteinsschichten stammte. Daher visierte man sogleich ein neues Ziel an: die Columbia-Hügel in 3 Kilometern Entfernung. Sie sollten eine Region mit älterem Gestein sein, das von jüngeren Brocken mit vulkanischem Ursprung umgeben ist. Auf dem Weg dorthin passierte Spirit kleinere Krater und eine dunkle Region, in der ein Wirbelwind offenbar den Staub entfernt hatte. Unterwegs wurden immer wieder Gelegenheitsmessungen von Steinen und vom Marsboden durchgeführt.

Die Columbia-Berge sind 90 Meter hoch, und Spirit erreichte sie nach einer rund dreimonatigen Fahrt. Die erste mechanische Panne war das Blockieren des rechten Vorderrads. In der Kontrollzentrale entschloss man sich daher, im Rückwärtsgang die Hügel hochzufahren. Diese Fahrtrichtung wurde anschließend beibehalten. Der mühsame Aufstieg lohnte sich, denn man wurde mit einem großartigen Fernblick belohnt (Bild oben). Die Kamera machte auf dem Gipfel über 470 Bilder, die zu einem 360-Grad-Panorama zusammengesetzt wurden.

Das Gestein der Columbia-Hills zeigte, anders als jenes im Tal, bessere Indizien auf eine einstige Veränderung durch Wasser. Auf der anderen Seite der Hügel fielen terrassenförmige Strukturen auf, die ebenfalls auf Ablagerungen hindeuteten. Sie wurden das nächste Ziel. Der Rover begegnete einem Stein, der mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Eisenmeteoriten aus dem All stammte (im Vordergrund rechts unten). Sie unterschieden sich einerseits in der äußeren Form vom umliegenden Gestein, andererseits zeigten spektrometrische Untersuchungen, dass sie jenem berühmten Meteoriten ALH84001 ähnelten, der in der Antarktis gefunden wurde.

Zu den bemerkenswertesten Ereignissen der Mission gehörte auch die Beobachtung von mehreren "Staubteufeln" in der Ebene des Gusev-Kraters. Diese kleinen Wirbelstürme haben einen Durchmesser von 2 bis 5 Metern. Möglicherweise hängt ihr Auftreten mit dem Beginn des Frühlings auf dem staubigen Planeten zusammen. Man unterscheidet inzwischen sogar sechs verschiedene Typen dieser Staubteufel.

Der Abstieg von den Columbia-Hills zog sich über ein Erdenjahr, wobei das kleine Marsauto immer wieder anhielt, um Gesteine zu analysieren. Spirit überstand den ersten Marswinter mit Staubstürmen und schwacher Lichteinstrahlung, und fuhr anschließend eine "Home Plate" genannte Stelle an. Es ist ein etwa kreisförmiges Plateau mit einem Durchmesser von rund 200 Metern.

Dieses Plateau befuhr der Rover von mehreren Seiten und stieg oben hinauf (Bild unten). Die Erkundung war an nahezu jedem Punkt eine spannende Aufgabe, denn alles war unerforschtes Gelände. Manchmal stellte sich eine Steigung als unpassierbar heraus, so dass man eine neue Route festlegen mußte. Ein anderes Mal fand man Steine mit einer verwickelten chemischen Zusammensetzung. Weitere zu diffizile Situationen hingen mit dem Befahren des sandigen Untergrunds zusammen. Als sich der automatische Kundschaftler in Sanddünen hineingegraben hatte, war die Kreativität des Kontrollteams gefragt.

Seit seiner Landung legte Spirit rund 7,8 Kilometer zurück und arbeitet heute noch (Juni 2009) nach 5 Erdenjahren bzw. zwei marsianischen Jahren immer noch zuverlässig. Alterserscheinungen sind unvermeidlich, denn Staub und Witterungsprozesse setzen der Mechanik durchaus zu. Ursprünglich waren beide Rovers nur für 3 Monate konzipiert, doch die Crew hofft, ihn weiterhin so lange für wissenschaftliche Erkungunsfahrten nutzen zu können wie möglich.