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Sternbild Bärenhüter - lat. Bootes, Bootis, Kurzbezeichnung Boo

 

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Bärenhüter liegt zwischen den Sternbildern Jungfrau und Drache. Im Osten grenzt es an die Sternbilder Schlange, Nördliche Krone und Herkules. Im Westen grenzt es an die Sternbilder Haar der Berenice, Jagdhunde und Großer Bär. Das Sternbild Bärenhüter bedeckt am Himmel eine Fläche von 908 Quadratgrad und steht daher in der Liste der 88 Sternbilder des Himmels auf dem 13. Rang. Es ist ein großes und markantes Sternbild, das mehrere helle Sterne enthält. Das Sternbild Bärenhüter ist ein Frühlingssternbild.

Geschichte und Mythologie

Das Sternbild Bärenhüter ist eines der 48 antiken Sternbilder, es galt jedoch schon vor der römischen Kaiserzeit als ein altes Sternbild. Homer erwähnte es um 700 v. Chr. in seiner Odyssee, denn Odysseus nutzte das Sternbild Bärenhüter dort nachts für seine Navigation. Obwohl es das Sternbild schon seit weit über 3000 Jahren gibt, gibt es sehr verschiedene Erklärungen dazu, was dieses Sternbild eigentlich darstellt.

Oft wird der Bärenhüter als kraftvoller Mann präsentiert, die mit seinen beiden Hunden Chara und Asterion den Großen Bären beständig auf seiner Bahn um den Himmelsnordpol antreibt. Diese Vorstellung stammt aus dem Mittelalter. Sie passt nicht zu dem antiken Namen dieses Sternbilds. Der altgriechische Name des Sternbilds lautet „Bootes“, was „Ochsentreiber“ heißt. Die Bezeichnung „Bärenhüter“ für das Sternbild stammt von dem Namen seines hellsten Sterns Arktur (=“Bärenhüter“). Der Name des hellsten Sterns ging offensichtlich im Laufe der Jahrhunderte auf das gesamte Sternbild über.
Ein Ochsentreiber ist ein Mensch, der Ochsen durch laute Rufe antreibt. Ochsen wurden seit der frühen Antike zum Ziehen schwerer Wagen sowie beim Pflügen eingesetzt.
Die ältesten antiken Sagen zu dem Sternbild führen seine Geschichte auf den Halbgott Philomelos zurück, dem mythischen Erfinder des Erntewagens und des Ackerpfluges. In der Zeit vor der klassischen Antike galten die Sterne des Großen Wagens als das Abbild eines von vier Ochsen gezogenen Pfluges. Am Himmel trieb ein Ochsentreiber diese Ochsen an und lenkte zugleich den Pflug. Philomelos war ein Sohn der Göttin Demeter und des kretischen Prinzen Jasion. Demeter war die temperamentvolle Göttin der Ackerfruchtbarkeit und gab sich dem jungen Iasion auf einem frisch gepflügten Feld hin. Als Zeus das Treiben der Beiden bemerkte, geriet er darüber in hellen Zorn und tötete den Iasion auf der Stelle mit einem Donnerkeil. Trotz dieser brutalen Unterbrechung des Liebesaktes wurde Demeter davon schwanger und brachte neun Monate später den kleinen Philomelos zur Welt.
Dem römischen Schriftsteller Hyginus (ca. 200 n. Chr.) zufolge stellt das Sternbild den Ikarios dar. Dionysos hatte dem Ikarios die Kunst der Weinherstellung beigebracht. Ikarios war ein gelehriger Schüler und von dem ersten Ergebnis seiner Arbeit so begeistert, dass er seinen jungen Wein gleich einigen sehr durstigen Hirten anbot. Da es ein heißer Tag war, tranken die Hirten den leckeren Wein wohlig und in vollen Zügen, doch als sie darauf zum ersten Mal in ihrem Leben einen Rausch erlebten, nahmen sie an, dass Ikarios sie vergiftet habe. Deshalb schlugen sie Ikarios tot und verscharrten den Leichnam unter einer Tanne. Der treue Hund des Ikarios hatte das beobachtet, lief daraufhin zu dessen Tochter Erigone und führte die Ahnungslose winselnd an das frische Grab. Als Erigone darin den toten Ikarios entdeckte, erhängte sie sich voll Verzweiflung an der Tanne, und der Hund ertränkte sich in einem nahen Brunnen. Zeus versetzte daraufhin die Erigone als Sternbild Jungfrau an den Himmel, und den Hund des Ikarios als Sternbild Kleiner Hund dazu.
Dem griechischen Dichter Hesiod (700 v. Chr.) zufolge stellt das Sternbild den Arkas dar, den unehelichen Sohn des Zeus und der schönen Kallisto. Als Zeus den Vater der Kallisto besuchte, wollten dessen Söhne prüfen, ob der merkwürdige Besucher tatsächlich der mächtige Zeus sei. Sie zerstückelten daher den kleinen Arkas und ließen in der Küche aus den Teilen eine Mahlzeit für Zeus zubereiten. Als Zeus merkte, was man ihm da als Essen vorsetzte, tötete er die bösartigen Brüder mit einem Blitz. Anschließend setzte er seinen kleinen Sohn wieder zusammen, erweckte ihn behutsam zum Leben und brachte den verschüchterten Kleinen bei den zuverlässigen Plejaden zur Pflege unter. Die schöne Kallisto war zwischenzeitlich von Hera, der eifersüchtigen Ehefrau des Zeus in eine pelzige Bärin verwandelt worden und versteckte sich deshalb voller Scham im Wald. Jahre später traf sie dort zufällig auf ihren Sohn Arkas, der mittlerweile zu einem kräftigen jungen Mann herangewachsen war. Arkas erkannte jedoch nicht, dass diese so zutraulich brummende Bärin seine Mutter war, sondern er hielt sie für eine echte Bärin. Er packte seinen Speer und begann, sie zu jagen. Die arme Callisto floh entsetzt in einen Tempel des Zeus, wohin Arkas sie jagdlustig verfolgte. Da das Betreten des Tempels für jedermann bei Todesstrafe verboten war, bewahrte Zeus seinen Sohn Arkas und dessen Mutter vor dem sicheren Tod, indem er sie beide als Sternbilder Bärenhüter und Großer Bär an den Himmel versetzte.
 

Markante Sterne

Die hellen Sterne im Bärenhüter zeigen am Himmel eine Anordnung in der Form einer Eiswaffel, an deren zum Horizont weisende Spitze Arktur steht.
Der hellste Stern im Sternbild Bärenhüter ist Arktur, ein 0,0m heller Roter Riesenstern. Arktur (Alpha Bootis) ist 36 Lichtjahren von uns entfernt, er gehört zu den Halosternen unserer Milchstraße und kreuzt zurzeit die Galaktische Scheibe unserer Galaxis mit einer Relativgeschwindigkeit von 150 km/s. Der Stern Beta Bootis ist ein 3,5m heller Unterriesenstern der Spektralklasse G8. Er bildet den oberen Abschluss der Eistüte. Beta ist 225 Lichtjahre von uns entfernt und ist 180 Mal leuchtkräftiger als unsere Sonne.

 

Besondere Sterne (Doppelsterne, Veränderliche)

Das Sternbild Bärenhüter enthält viele schöne Doppelsterne. Der 3,7m helle Stern Izar (Epsilon Bootis) liegt 10,3° nordöstlich von Arktur. Er besteht aus zwei verschiedenfarbigen Partnersternen (orange und blau) in einem Winkelabstand von drei Bogensekunden. Im 19. Jahrhundert gab ihm der vatikanische Astronom Secchi den lateinischen Namen „Pulcherrima“, auf Deutsch „Die Schönste der Schönen“. Ca. 7,2° nördlich von Beta Bootis liegt der 4,5m helle Doppelstern 44 Bootis. Zurzeit beträgt der gegenseitige Winkelabstand seiner Partnersterne 3 Bogensekunden, sie umkreisen einander einmal in 250 Jahren. Ca. 8,5° östlich von Arktur liegt der 4,5m helle Doppelstern Xi Bootis, seine beiden Partnersterne sind ungleich hell und scheinen rötlich. Weitere sehenswerte Doppelsterne sind My Bootis und Pi Bootis. My Bootis ist ein visueller Doppelstern, seine beiden Partner sind nicht physisch aneinander gebunden, sondern stehen von der Erde aus gesehen nur zufällig in derselben Richtung. Die beiden Partnersterne von Pi Bootis sind blau und weiß und stehen in einem gegenseitigen Abstand von 6 Bogensekunden.

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Zieht man von Arktur eine Linie zum hellen Stern Cor Caroli im Sternbild Jagdhunde, findet man östlich der Mitte dieser Linie mit dem Fernglas einen kleinen, rundlichen Nebelfleck. Im Fernrohr entpuppt sich dieser Fleck als der helle Kugelsternhaufen M3. In Fernrohren ab fünf Zoll Öffnung kann man die Randbereiche von M3 bei Vergrößerungen ab 100fach und bei guter Luftruhe in zahlreiche Einzelsterne aufgelöst sehen.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.