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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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Sternbild Kreuz des Südens (lat. Crux)

 

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Kreuz des Südens ist das bekannteste Sternbild des Südhimmels. Es ist Bestandteil der Flaggen Australiens, Samoas, Neuseelands und Brasiliens. Wenn man es zum ersten Mal mit eigenen Augen am Himmel sieht, ist man verblüfft, wie winzig es ist. Es ist das Kleinste der 88 Sternbilder und nimmt am Himmel eine Fläche von nur 68 Quadratgrad ein. Es liegt westlich der hellen Sterne Alpha und Beta Centauri zwischen den Sternbildern Zentaur und Fliege. Vier seiner Sterne sind heller als 3m.

Geschichte und Mythologie

Nachdem portugiesische Seefahrer den Seeweg nach Indien entdeckt und das lukrative Monopol des Gewürzhandels für Portugal gesichert hatten, segelten Flotten portugiesischer Schiffe regelmäßig auf langen Reisen durch die weiten und gefährlichen Gewässer des Südatlantiks um das Kap der Guten Hoffnung über den Indischen Ozean nach Indien. Sie navigierten dabei anhand der Sterne des Südhimmels. Da von dort aus der Polarstern nicht sichtbar ist, verwendeten sie eine markante kreuzförmige Anordnung von Sternen nahe dem Hinterbein des Sternbilds Zentaur als Zeiger auf den Himmelssüdpol. Die Florentiner Fürstenfamilie der Medici beteiligte sich mit großen Summen an den Handelsfahrten der Portugiesen. Infolgedessen reisten an Bord der Schiffe auch Mitarbeiter der Medici. Einer von ihnen war der Florentiner Andrea Corsali. Er schrieb im Januar 1515 aus Chochin in Indien einen Brief an seinen Dienstherrn, der in den folgenden Jahrzehnten in verschiedene Sprachen übersetzt und in Europa weithin verbreitet wurde. Andrea Corsali beschrieb darin das „wunderbare Kreuz des Südhimmels, von solcher Schönheit, dass es mit keinem anderen Sternbild zu vergleichen ist“. Durch die poetische Beschreibung wurden das Sternbild und seine Schönheit in Europa populär. 1589 erschien es erstmals unter dem Namen „Crux“ auf einem Himmelsglobus von Petrus Plancius. 1590 erschien es im Himmelsatlas "Uranographia" von Johann Hevelius. Die Bezeichnung des Sternbilds als „Crux“ war jedoch schon um 1500 unter portugiesischen Seefahrern üblich.

Markante Sterne

Der hellste Stern im Kreuz des Südens ist der 0.77m helle Acrux (Alpha Crucis). Acrux liegt am südlichen Ende des Kreuzes und ist ein Doppelstern in 329 Lichtjahren Entfernung. Seine beiden  Partnersterne stehen im Abstand von 4,3 Bogensekunden voneinander, es handelt sich um Sterne der Spektralklasse B mit 25000 bzw. 16000 Sonnenleuchtkräften. Der 1,3m helle Becrux (Beta Crucis) liegt am östlichen Ende des Kreuzes. Becrux ist ein B-Riese mit 3100 Sonnenleuchtkräften in 353 Lichtjahren Entfernung.
Der 1,5m helle Gacrux (Gamma Crucis) liegt am nördlichen Ende des Kreuzes. Gacrux ist ein Roter Riese mit 1500 Sonnenleuchtkräften in 90 Lichtjahren Entfernung. Im Fernglas kann man einen optischer Begleiter von Gacrux sehen, der jedoch vier Mal weiter von uns entfernt ist als Gacrux.
Der 2,8m helle Decrux (Delta Crucis) steht am westlichen Ende des Kreuzes. Decrux ist ein Unterriesenstern der Spektralklasse B, er hat 5600 Sonnenleuchtkräfte und liegt in 364 Lichtjahren Entfernung.
Die Sterne Acrux, Becrux und Decrux sind jeweils ca. 30 Millionen Jahre alt und sind gemeinsam entstanden, sie sind aber nicht gravitativ aneinander gebunden.

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Im Ostteil des Sternbilds liegt der kleine Offene Sternhaufen NGC4755, der wegen seiner unterschiedlich farbig leuchtenden Sterne von John Herschel den Namen „Jewel-Box“ (Schmuckkästchen) erhielt. Wenn man NGC 4755 in einem lichtstarken Fernrohr betrachtet, kann man diese Bezeichnung unmittelbar nachvollziehen. Der Sternhaufen ist 4,2m hell und wurde von Nicolas de Lacaille entdeckt. NGC4755 ist vor 16 Millionen Jahren entstanden und liegt ca. 7000 Lichtjahre entfernt. Seine hellsten Sterne haben jeweils ca. 20 Sonnenmassen.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.