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Sternbild Taube (lat. Columba)

 

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Taube liegt am Winterhimmel südlich des Sternbilds Hase, zwischen dem Sternbild Großer Hund im Osten und dem Sternbild Grabstichel im Westen. Im Süden grenzt es an die Sternbilder Achterschiff und Malerstaffelei. Das Sternbild Taube ist von Mitteleuropa aus kaum zu sehen, da es hier aufgrund seiner Lage am Himmel nur einen geringen Horizontabstand erreicht. Das Sternbild ist daher nicht auffällig.

Geschichte und Mythologie

Die Sterne der Südhimmels faszinieren die Menschen seit Jahrhunderten. Auch wenn diese Sterne von Europa aus nicht zu sehen sind, bieten einem Sternkarten und Himmelsgloben heute die Möglichkeit, sich mit der Lage dieser Sterne am Himmel in Ruhe vertraut zu machen. Diese Möglichkeit gab es im ausgehenden 16. Jahrhundert noch nicht, denn es gab keine zuverlässigen Sternkarten des Südhimmels. Solche Karten waren die Grundlage der Navigation und wurden von den seefahrenden Nationen der Zeit als Staatsgeheimnisse gehütet.
!579 war der französische Astronom Augustin Royer auf den Gedanken gekommen, einige Sterne von der südwestlichen Ecke des Sternbilds Großer Hund abzutrennen und daraus ein neues Sternbild zu schaffen. Er gab ihm den Namen Columba. 1589 begann der holländische Kartograf und Sternkartenzeichner Petrus Plancius mit der Arbeit an einem neuen großen Himmelsglobus. 1592 übernahm er Royer´s Sternbild für seinen Globus und nannte es Columba Noachi („Noahs Taube“). Es sollte an die Taube erinnern, die nach der Sintflut mit einem grünen Zweig im Schnabel zu Noahs Arche zurückkehrte.
Dieses Sternbild setzte Plancius auch in den folgenden Ausgaben seiner Himmelsgloben ein. 1603 erschien es in Bayers Sternatlas "Uranometria". Später wurde der Name zu "Columba" verkürzt.

Markante Sterne

Der hellste Stern des Sternbilds Taube ist der 2,65m helle Stern Phact (Alpha Columbae). Der Name leitet sich von dem arabischen Al-Fakhita (Taube) ab. Phact ist ein blauer Hauptreihenstern in 140 Lichtjahren Entfernung. Der zweithellste Stern heißt Wazn (Beta Columbae), auch dieser Name hat arabische Wurzeln. Wazn ist ein 3,1m heller Roter Riese mit ca. 90 Sonnenleuchtkräften.

Besondere Sterne (Doppelsterne, Veränderliche)

Der interessanteste Stern im Sternbild Taube ist der 5,2m helle Stern My Columbae, der ca. 1300 Lichtjahre von uns entfernt ist. My ist ein heißer Hauptreihenstern von 12 Sonnenmassen und der 23000fachen Leuchtkraft der Sonne, der sehr rasch rotiert. Er bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 110 km/s durchs All. Aus seiner Bewegungsrichtung kann man ableiten, dass My Columbae vom Trapez im Orionnebel kommt, und an der Spektralklasse (B0) erkennt man, dass My ein sehr junger Stern ist. Man nimmt an, dass My Columbae ist erst vor einigen Millionen Jahren im Orion-Nebel entstanden ist und kurz danach aus dieser Nebelregion herausgeschleudert wurde.

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Das Sternbild Taube enthält den Kugelsternhaufen NGC 1851, der von Mitteleuropa aus jedoch nicht sichtbar ist, da er hier bei der Kulmination des Sternbilds unter dem Horizont bleibt.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.