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12. Woche - Das Zodiakallicht über dem Himalaya

| Astrofoto der Woche

Mit dem heutigen AdW setzen wir die Serie weitwinkeliger Aufnahmen fort. Hier kommt ein Bild, das einen wunderschönen Zodiakallichtkegel zeigt. Es entstand im Langtang-Nationalpark im zentralen Teil des Himalaya im Norden Nepals, an dessen Grenze Tibet anschließt. In der etwas niedrigeren, südlicheren Bergkette befindet sich der Bergsee Gosainkunda, der von den Nepalesen als Heiligtum verehrt wird. An diesem See baute Bildautor Rüdiger Mönch am 18. März 2018 sein Stativ in 4.420 m Höhe auf. Kamera war eine Canon EOS 6D mit einem Objektiv 24-70 mm. Bei 24 mm Brennweite, Blende 4 und ISO 1600 wurde 30 Sekunden (ohne Nachführung) belichtet. Das Bild deckt einen Winkelbereich von rund 50° Breite und 80° Höhe ab.

Das Zodiakallicht ensteht durch Streuung des Sonnenlichts am interplanetaren Staub, der in der Bahnebene der Planeten (Ekliptik) eine dünne Scheibe bildet. Entlang dieser Bahnebene kann ein irdischer Beobachter das Zodiakallicht als matt schimmerndes Band über 360° verfolgen, wie es sich entlang der Tierkreissternbilder erstreckt. Am intensivsten ist das Zodiakallicht in Sonnennähe, wo es von der F-Korona der Sonne ausgehend nach außen hin in seiner Helligkeit abnimmt und dabei eine Kegelform bildet. In 90° Sonnenabstand liegt ein Streuungsminimum vor. Hier befindet sich zu beiden Seiten der Sonne eine schwächere Lichtbrücke. Daran schließt sich nach außen hin der restliche Zodiakallichtbogen an. 180° von der Sonne entfernt (also entgegengesetzt zur Sonne) kann man in dunklen und klaren Nächten den „Gegenschein“ als leicht aufgehellten Fleck wahrnehmen.

Das AdW zeigt mit Blickrichtung Westen den inneren Zodiakallichtkegel, wie er nahezu senkrecht auf der Horizontebene steht. Am Fußpunkt ist Venus als untergehender Abendstern zu sehen. Rechts auf Höhe der Bergflanke zeigen sich die Herbststernbilder Aries und Triangulum, darin auch die Galaxie M 33. Wer kann sie ausmachen? Oberhalb der Lichtspitze zeigen sich die Plejaden, etwas höher stehen die Hyaden mit Aldebaran.

Im Monat März – so wie hier beim AdW – liegen in mitteleuropäischen Breiten die besten Sichtbarkeitsbedingungen für das abendliche Zodiakallicht vor. Dann bildet die Ekliptik mit dem Horizont den steilsten möglichen Winkel um ~67°, weil sie ja 23° gegen den Himmelsaquator geneigt ist. Auf der Höhe des nördlichen Wendekreises (23° n. Br.) steht der Lichtkegel dann exakt senkrecht. Aber Nepal liegt (wie auch etwa die Kanarischen Inseln) auf 26 bis 28° nördlicher Breite, so dass die senkrechte Position noch nicht ganz erreicht ist. Im Oktober gelten diese Überlegungen für das morgendliche Zodiakallicht.

Das Zodiakallichtband liegt aber nicht exakt in der ekliptikalen Ebene. Schauen wir uns das AdW genauer an. Die Ekliptik verläuft gemäß Sternkarten ziemlich genau durch das „Goldene Tor der Ekliptik“, zwischen den Plejaden und Aldebaran in den Hyaden hindurch. Verlängert man die Mittelachse des Zodiakallichtkegels in Richtung Plejaden, so läuft sie näher an den Plejaden vorbei, also ein wenig parallel versetzt zur Mitte des Goldenen Tores.

Anmerkungen: Das Bild kann den überwältigenden Eindruck, den Rüdiger Mönch bei diesem Anblick auf seiner Tour hatte, durchaus erahnen lassen! So etwas sieht man nicht alle Tage. Und besonders schön ist es, wenn dann auch noch Kamera und Stativ zur Hand sind und ihren Dienst tun. Wer das Originalbild herunterlädt und in die Details geht, bemerkt sofort die kurzen Strichspuren, die die Sterne während der Belichtung gezogen haben. Aber das war dann auch wohl überlegt: Eine kürzere Belichtungszeit von ca. 10 Sekunden bei gleicher ISO-Einstellung und gleicher Blende hätte zwar mehr Punktförmigkeit vermittelt, aber die Szenerie wäre ja doch deutlich dunkler geworden. So tritt die Abenddämmerung am Horizont sehr schön in Erscheinung. Auch die diagonale Silhouette des Bergrückens wertet das Bild auf. Ein winzig kleiner Ruck hat jedoch am Stativ gewackelt, vielleicht eine Windböe? Das tut dem Gesamteindruck aber keinerlei Abbruch.

Rüdiger Mönch, einen herzlichen Dank für diese wunderschöne Darstellung! Und deshalb unsere Gratulation zum Astrofoto der Woche!

 

Peter Riepe
Bildautor: Rüdiger Mönch

 

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