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18. Woche - Reflexionsnebel im Monoceros

Fotografiert von: Karsten Möller | | Astrofoto der Woche

Etwa 140' westlich des bekannten Konusnebels im Sternbild Monoceros (Einhorn) liegt eine selten gezeigte Nebelregion mit dem prominentesten Mitglied, dem Reflexionsnebel IC 2169. Das aktuelle AdW zeigt ihn in der Bildmitte. Das Bildfeld beträgt 146' x 98', Norden liegt auf etwa 10:30 Uhr. Seltsam ist, dass der eindeutig blau leuchtende IC 2169 in der astronomischen Datenbank Simbad ohne weiteren Kommentar als HII-Region bezeichnet wird. Weit und breit gibt es jedoch keinen Stern des Typs O bis B1, der genügend Energie für eine Hα-Emission liefern könnte. Fahren wir einmal IC 2169 ab. Da ist im nördlichen Teil der blaue Nebel GN 06.28.5.01. Er erstreckt sich um den 9,12 mag hellen, blauen B7-Riesen HD 258686 bei den Pixelkoordinaten (2065/891). Um die Koordinaten nachvollziehen zu können, bitte das Bild erst herunterladen! Die hellsten Nebelanteile hat IC 2169 im mittleren Bereich. Dort sitzt der 8 mag helle, blaue B8-Stern HD 46005 (2087/1136). Er ist identisch mit dem Veränderlichen V727 Monocerotis. Unmittelbar rechts oberhalb davon befindet sich eine markante Dunkelwolke (deren Namen ich allerdings nicht herausfinden konnte). Im südlichen Nebelbereich liegen ebenfalls blaue Sterne, einmal der 8,83 mag helle B3-Stern HD 258853 (2215/1339), dann noch der 9,8 mag helle B6-Riese HD 258749 (2278/1242).

Links (also nordöstlich) von IC 2169 bemerkt man zwei weitere, kleine Reflexionsnebel. Das ist einmal NGC 2245 (1405/1271), dazu dann noch NGC 2247 (1109/1178) um den 8,72 mag hellen blauen B6-Stern HD 259431. Direkt nördlich davon erstreckt sich der ausgedehnte Dunkelwolkenkomplex Dobashi 4715/4719. Rechts oberhalb liegt schließlich noch ein nebulöses Gebiet um den offenen Sternhaufen IC 446. Hierin steckt als hellster der blaue B2.5-Stern TYC 737-255-1 mit 11,1 mag (1555/496). An ihm schließt südwestlich der auffällige Dunkelnebel Dobashi 4713 an. Er setzt sich nach Süden hin in Richtung NGC 2169 fort.

Das aktuelle AdW stellte Fachgruppenmitglied Karsten Möller zur Verfügung. Die Aufnahmen entstanden zwischen dem 15. und 17.10.2017 in Lauterbach Hessen. Aufnahmeoptik war ein Skywatcher ED80, Öffnung 80 mm und Brennweite 510 mm. Mit einer Canon 400 Da wurde 90 x 10 min bei ISO 800 belichtet. Die Nachführung geschah am Sucher mit einer ALCCD5. Datenreduktion und Nachbearbeitung: komplett in PixInsight.

Text zum Objekt und Belichtungsdaten: Peter Riepe

Das aktuelle AdW zeigt eine Aufnahme von Karsten Möller, die dieser im hessichen Lauterbach aufgenommen hat. Das Bild entstand in drei Nächten Mitte Oktober 2017, was insofern bemerkenswert ist, da das Objekt erst in den frühen Morgenstunden aufging, bzw. eine zum Fotografieren akzeptable Horizonthöhe erreichte. In drei Nächte kamen so, sage und schreibe, 90 x 600 s Belichtungszeit zustande. Das fotografierte Objekt ist sehr schwach, insbesondere die umgebenden Dunkelnebel und HII-Regionen benötigen diese lange Belichtungszeit also unbedingt. Leider erkennt man bereits bei geringer Vergrößerung ein deutliches Farbrauschen im Bild, welches sich bei genauerer Betrachtung als das für DSLRs typische „verschmierte“ Muster entpuppt, welches entsteht, wenn man die einzelnen Aufnahmen nicht dithert. Dieses Muster entsteht dadurch, dass Hot- und Coldpixel und DSLR-typische Farbflecken langsam von Aufnahme zu Aufnahme verlaufen und so ein streifenartiges Muster ergeben. Der Versatz entsteht dabei durch eine nicht 100% ige Überlagerung der Einzelaufnahmen, was sich aus mechanischen Gründen gar nicht vermeiden lässt. Die langsame und stets in eine Richtung führende Drift führt dazu, dass die Bildverarbeitungssoftware die Artefakte nicht mehr als zufällige Ereignisse betrachtet und diese dadurch nicht durch die Ausreißerstatistik erfasst werden. Das Problem lässt sich sehr einfach beheben, indem man die Aufnahmen dithert. Der hier deutlich sichtbare Effekt ist bereits seit ca. 15 Jahren bekannt, als nämlich die DSLR-Kameras in der Astrofotografie beliebt wurden. Schon früh wurde erkannt, dass Dithern hier für Abhilfe sorgt.

Sehr schön in dem Bild sind die Sternfarben – ein Aspekt, auf den wir beim AdW immer wieder eingehen, weil hier physikalische Betrachtungen und Bildbearbeitung einhergehen. Wir möchten also noch einmal deutlich hervorheben, dass Karsten Möller hier eine vorbildliche Farbkalibrierung vorgenommen hat, was man eindrucksvoll an den Sternfarben erkennt.

Zusammenfassend kann man sagen: Das hier gezeigte Objekt ist wirklich eine harte Nuss, erst recht für eine DSLR Kamera. Das Objekt steht dazu nicht sonderlich hoch am Himmel. Man muss Karsten Möller für die Geduld bei der Belichtungszeit loben.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

Koordinaten (J2000.0):

RA = 06 h 31 min, DEK = +10° 06´

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