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21. Woche - Der bipolare PN NGC 2371-2 in den Zwillingen

| Astrofoto der Woche

Auch heute gibt es wieder einen Planetarischen Nebel (PN) als AdW zu bestaunen. Bernd Wallner, Mitglied der Fachgruppe Astrofotografie, zeigt uns heute seine LRGB-Aufnahme von NGC 2371-2, auch als PN G189.1+19.8 bekannt. Er befindet sich im Sternbild Zwillinge. Das Bildfeld ist 26,1' x 26,1' groß, Norden liegt oben, Osten links. Aufnahmeteleskop war ein 60-cm-Cassegrain mit zweilinsigem Korrektor im Sekundärfokus bei 4850 mm Brennweite. Das Teleskop steht in der Gartensternwarte des Autors in der Chemiestadt Burghausen/Salzach. Für diesen Industriestandort herrschten zum Aufnahmezeitpunkt recht gute Bedingungen, was sich in einem SQM-Wert von 19,8 mag pro Quadratbogensekunde niederschlug. Das Autoguiding erfolgte über Autoslew. Als CCD-Kamera wurde eine Finger Lakes FL-ML-16803 verwendet. Belichtet wurde wie folgt: 46 x 5 min (L) und je 15 x 5 min in R, G und B. Das macht insgesamt 7 h 35 min bei Blende 8. Die Filter sind aus dem Baader-Satz. An Bildbearbeitung mittels PixInsight wurde außer der Gradientenentfernung noch ein leichtes Entrauschen durchgeführt. Die Farbsättigung wurde nur ganz leicht angehoben. Das Schärfen und Entrauschen geschah über die Wavelets-Technik.

Ein Planetarischer Nebel (PN) ist charakteristisch für eine nur kleine Übergangsphase im Leben eines Sterns mit geringer bis mittlerer Masse (0,6 bis 8 Sonnenmassen). Der PN entsteht, während ein solcher Stern vom asymptotischen Riesenast (d.h. nach der Phase als Roter Riese) sich hin zum endgültigen Weißen Zwerg entwickelt. Die PN-Phase beginnt dann, wenn der Zentralstern eine effektive Temperatur (an der Oberfläche) von etwa 30.000 K erreicht. Das während der instabilen AGB-Phase ausgeworfene Material wird dann ionisiert und leuchtet als Nebel, der den Stern einhüllt. Nach etwa 20.000 Jahren kommt das Ende: Der Nebel löst sich auf, wenn das Kernbrennen in einer dünnen Schale des Sterns aufhört und keine Ionisationsenergie mehr geliefert werden kann. Bis heute wurden mehr als 3000 PNe gefunden (PNe = planetary nebulae, Mehrzahl von PN).

Wie tiefe, engbandige [OIII]-Belichtungen mit dem Jakobus-Kapteyn-Teleskop auf La Palma zeigten, ist die interne Struktur von NGC 2371-2 recht kompliziert. Eine Fülle netzartiger [OIII]-Filamente mit markanten Stoßfronten – hier im Bild noch nicht aufgelöst – umgibt den Zentralstern, der mit B = 14,48 mag und V = 14,85 mag sehr blau ist (B-V = -0,37 mag, Strasbourg-ESO Catalogue of Galactic Planetary Nebulae). Dies passt sehr gut zum gefundenen Spektraltyp Oe und bestätigt die oben genannte sehr hohe effektive Sterntemperatur. Blau ist auch die Farbe des PNs im AdW. Dies verwundert überhaupt nicht, denn der [OIII]-Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie der Anteil an Hα. [SII] und [NII] machen zusammen nur 10% von Hα aus. NGC 2371-2 zählt damit zu den hoch angeregten, bipolaren PNe (L. Olguin et al., 2002). Das Erscheinungsbild ist demnach komplett anders als bei dem in der letzten Woche vorgestellten WeBo 1, der ja überwiegend Hα emittiert.

Von seiner Form her erscheint NGC 2371-2 wie ein Bonbon, eingewickelt in Papier. Die beiden Henkel (lateinisch "ansae") bezeugen eine klare Punktsymmetrie zum Zentralstern. So etwas wird in der Regel dann gefunden, wenn der Zentralstern Doppelsternnatur besitzt. Etwa 14% aller PNe haben Doppelsterne als Zentralstern (Weidmann & Gamen, 2011).

Anmerkungen: Das Seeing betrug nach Auskunft des Bildautors im Schnitt 1,8". Im hoch vergrößerten Zusatzbild (hier klicken) zeigt sich an den Sternen eine entsprechend gute Detailauflösung, wenn man einmal von der Schärfung absieht. Insgesamt ist das heutige AdW technisch sauber, farblich dabei eher zurückhaltend - was sicherlich einigen Lesern zusagt.

Wir danken Bernd Wallner für dieses gelungene Bild und gratulieren herzlich zum Astrofoto der Woche.

 

Peter Riepe
Bildautor: Bernd Wallner

 

Objektkoordinaten (J2000):
RA = 07 h 25 min 34,7 s, DE = +29° 29' 26''

 

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