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23. Woche - Das Galaxien-Triplett im Sternbild Löwe

Fotografiert von: Reinhard Fukerieder | | Astrofoto der Woche

Im bekannten „Leo-Triplett“ (auch als Arp 317 katalogisiert) sind die Spiralgalaxien Messier 65, 66 und NGC 3628 vereint. Das aktuelle AdW zeigt sie wegen des Hochformats mit Norden links und Osten unten. Bei einem Bildmaßstab von 1,39 arcsec/px ist das Bildfeld 67' x 49' groß. Als Entfernung darf man von etwa 30 Millionen Lj ausgehen.

Die Galaxiengruppe war bereits 1956 dem Astronomen F. Zwicky wegen einer Besonderheit aufgefallen. Von der nördlichen Galaxie NGC 3628 aus verläuft ein riesiger Gezeitenschweif nach Osten. Zehn Jahre später griff auch H. Arp solche Wechselwirkungsphänomene auf. Hier im AdW ist der unmittelbare Ansatz zu erkennen, der Schweif erstreckt sich aber insgesamt noch weit aus dem Bildfeld hinaus. Wer also das Leo-Triplett aufnehmen möchte, denke an diese Tatsache.

Auch mehrere radioastronomische Untersuchungen haben gezeigt, dass das Leo-Triplett durch Wechselwirkungsphänomene gekennzeichnet ist. So konnten Haynes et al. (1979) nachweisen, dass der Schweif neutralen Wasserstoff beinhaltet und sich etwa 45' hinzieht. Tief belichtete Amateurbilder zeigen den gleichen Wert. Das bedeutet, dass sich der Gezeitenschweif in Projektion über beinahe 400.000 Lj erstreckt. Im Schweif sind zahlreiche HI-Knoten erkennbar. Heute wissen wir, dass dort stellare Ansammlungen vorliegen, die sich sogar schon in guten Amateuraufnahmen genügender Brennweite abzeichnen. Während einige Astronomen von Zwerggalaxien ausgehen, wird in einer Arbeit von Jennings et al. (2015) der Standpunkt vertreten, es handle sich bei einem Exemplar um Sternhaufen. Daher sei es naheliegender, von einem Sternstrom zu reden. Die Natur des Objekts ist also noch offen.

Die Kontrastverstärkung des AdWs offenbart einige weitere Streifen, insbesondere einen sehr markanten, der sich nördlich von M 65 – M 66 in östliche Richtung hinzieht. Kein anderes Amateurbild, sogar wenn es noch tiefer ist, zeigt diesen Streifen. Dazu kommen einige dunkle Zonen, die ebenfalls nirgends reproduzierbar sind. Man darf also dem Autor ganz sachlich mitteilen, dass hier offensichtlich noch Verbesserungsbedarf beim Flatfielding vorliegt. Im Rahmen der TBG-Gruppe wurde schon bald klar, wie wichtig sorgfältigste Flatfields für die Wiedergabe schwächster Phänomene sind, um wahre LSB-Objekte deutlich von Fehlern unterscheiden zu können. Allerdings berichtet der Bildautor des AdWs auch von jeweils starken Gradienten, die ihm zu schaffen machten. Insofern wird auch verständlich, dass das Bild relativ dunkel wiedergegeben wird.

Reinhard Fukerieder gelang dieses Motiv am 31.03.2017 aus seiner Gartensternwarte heraus. Sie befindet sich in Wiener Neustadt, 35 km südlich von Wien. Als Aufnahmeoptik diente ein 203-mm-Newton mit 800 mm Brennweite, dazu eine CCD-Kamera QHY9 für die Luminanzbilder, eine Canon EOS 60d sowie eine Canon EOS1000da für die Farben. Belichtet wurde 310 min für die Luminanz und 330 min für die Farbe bei ISO 800.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Das heutige AdW des Leo-Tripletts wurde von Reinhard Fukerieder in Wiener Neustadt aufgenommen, einer Kleinstadt südlich von Wien gelegen. Die Bedingungen dort sind auf Grund der Stadtnähe sicherlich nicht optimal, erstaunlich ist es dennoch, dass es nicht wenige Astrofotografen gibt, die im Wiener Umfeld sehr erfolgreich Astrofotografie betreiben. Das Bild wurde mit verschiedenen Kameras aufgenommen. Zum einen einer monochromen CCD Kamera, mit der die Luminanzaufnahmen erstellt wurden. Zusätzlich kamen zwei DSLRs zum Einsatz, um die Farbkomponente zu fotografieren. Die Belichtungszeiten sind mit etwa 5 h für die Luminanz und weiteren 5 h für die Farben ausreichend und in einem guten Verhältnis. Nachführung und Fokus sind perfekt, alles in allem also ein handwerklich gutes Astrofoto.

Eine Sache fällt allerdings sofort auf, und das ist die fehlende Farbsättigung. Nun ist das ja immer auch eine Frage des Geschmacks, aber bei diesem Bild ist die Sättigung schon extrem gering. Es kann natürlich sein, dass der Bildautor hier gezielt vorgegangen ist. Auf der anderen Seite liegt der Verdacht nahe, dass die Luminanz hier die Farben regelrecht ausgebleicht hat. Das passiert dann, wenn die Histogramme des Luminanzbildes und des RGB-Bildes nicht sauber aufeinander abgestimmt werden.

Erhöht man die Helligkeit des Bildes, fällt noch etwas auf, und zwar Strukturen im Hintergrund. Inwiefern diese real sind, wurde weitestgehend im oberen Textteil geklärt. Sicherlich nicht real sind die dunklen Halos um die hellen Objekte. Vermutlich sind sie ein Effekt der Hintergrundsubtraktion, die die benutze Bildbearbeitungssoftware Theli anbietet. Man sollte immer darauf achten, einen entsprechenden Hintergrund zu definieren, ansonsten modelliert Theli einen Hintergrund, und das führt in den meisten Fällen zu solchen Ringartefakten.

Das Bild von Reinhard Fukerieder ist also in Punkto Bildaufnahme sehr gut, hat aber noch etwas Luft nach oben in der anschließenden Bildbearbeitung. Es ist so besser als andersherum, denn Nachführfehler oder ein unsauberer Fokus können im Nachhinein nicht korrigiert werden. An der Bildbearbeitung kann man aber sein Leben lang feilen.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

Koordinaten der Bildmitte (J2000):

RA = 11 h 19 min 46 s, DEK = +13° 18´ 14´´

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