4. Woche - NGC 7635 und der „Blasennebel“

Das AdW zeigt ein bekanntes Sternfeld im Cepheus von 130' x 85' Ausdehnung. Norden ist oben, Osten links. Wir sehen mehrere interessante Deep-Sky-Objekte, zunächst einmal als auffälligstes die HII-Region NGC 7635 unterhalb der Bildmitte. Sie ist auch als Sh2-162 aus dem zweiten Sharpless-Katalog von 1959 bekannt, ferner als [GS55] 277 aus dem Katalog von V.F. Gaze und G.A. Shajn. Diese beiden russischen Astronomen wirkten auf dem Astrophysikalischen Observatorium der Krim und publizierten 1955 ihren Katalog der HII-Regionen. Am westlichen Rand von NGC 7635 befindet sich der blaue Stern HD 220057 bei den Pixelkoordinaten (1228/1055). Der B5-Stern hat 6,94 mag und einen Farbindex B-V = 0 mag, ist also leuchtend blau, was der Bildrealität entspricht. Er ist aber nicht der Stern, der die HII-Region anregt. Im Inneren von NGC 7635 bemerkt man eine Blase, die dem Nebel auch den Beinamen „Blasennebel“ (engl. bubble nebula) eingebracht hat. Diese Blase von 3´ Ausdehnung ist etwa 11.400 Lj entfernt (Georgelin 1975). Sie wird erzeugt von den Sternwinden des 8,7 mag hellen O6.5-Sterns BD+60°2522 bei (1135/990). Er ist noch heißer und blauer als HD 220057, was wegen der starken interstellaren Absorption im Nebel aber nicht so zur Geltung kommt. BD+60°2522 erzeugt nicht nur die Blase, er ionisiert auch den Wasserstoff von NGC 7635.
Etwa 38' nordöstlich von NGC 7635 ist der offene Sternhaufen M 52 (= NGC 7654) zu sehen. Sein scheinbarer Durchmesser lässt sich im Bild zu etwa 12' bestimmen. Als Entfernung wurde von Choi et al. (1999) ein Wert von 4930 Lj ermittelt, dazu ein Alter von rund 100 Mio. Jahren.
Zwei weitere HII-Regionen liegen noch im Bild: zunächst einmal 76' westlich von NGC 7635 recht unscheinbar [GS55] 275, dann noch weiter am rechten Bildrand NGC 7538.
Bildautor ist Hermann von Eiff. Er hatte dieses Motiv bereits im September 2015 aufgenommen, in diesem Jahr aber alles noch einmal überarbeitet. Er schreibt: „Und ich finde, das Bild ist wesentlich besser geworden.“ Aufnahmeort war die Herchenhainer Höhe im Vogelsberg, Kamera eine Canon 5D Mark II mit UV/IR-Filter Baader, Teleskop ein Astro-Physics Starfire EDF 155 mm bei 825 mm (focal feducer). Auf einer Montierung des Typs GM 2000 von 10micron wurde 43 x 5 min belichtet. Die Nachbearbeitung geschah mit Hilfe von PixInsight, Registar und Photoshop CC.
Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe
Eines vorab: Das heutige AdW ist aus technischer Sicht perfekt gemacht. Insbesondere die Farbdifferenzierung ist sehr gut. Genau bei dem Punkt zeigt sich nun die Verbindung zwischen der technischen Umsetzung eines Astrofotos und den physikalischen Hintergründen zu den Objekten. So fragt man sich vielleich, warum die gezeigten Nebel alle in unterschiedlichen Rottönen erscheinen, und warum der Hintergrund mal bräunlich gefärbt ist, mal bläulich schimmert. Antworten auf diese Fragen gibt Woche für Woche der Text des AdWs.
Des Weiteren erwähnenswert ist die Sternabbildung, und hier komme ich zu einem etwas kritischen Punkt. Schön ist, dass die hellen Sterne eine sehr gute, kugelige Gestalt haben und die Sternfarben an den Rändern schön zu sehen sind. Auch gut ist, dass die vielen Hintergrundsterne nicht zu dominant sind und deutlich reduziert wurden, wodurch die Emissions- und Dunkelnebel (die Hauptattraktionen im Bild) schön hervor treten. Damit verbunden ist allerdings, dass die kleinen Sterne quadratisch und pixelig erscheinen, was zweifelsohne erst dann auffällt, wenn man ins Bild hineinzoomt. Auch ist die Auflösung des Bildes auf etwa 50%, der nominellen Auflösung der Kamera, reduziert. Nun könnte man sagen: Das ist doch egal, man muss ja nicht hineinzoomen, aber genau darüber kann man einmal nachdenken. Betreibt man Astrofotografie fürs Internet, wo Auflösung alleine durch Kompression ins JPEG-Format verloren geht und die Bilder auf recht kleinen Bildschirmen betrachtet werden? Oder hat man auch den Anspruch, größere Drucke anzufertigen? Dann, wenn ein Bild einmal in einer Astronomiezeitschrift abgedruckt wird, kann so etwas zum Problem werden oder eben dann, wenn man seine Bilder großformatig an die Wand hängt. Ein Gesichtspunkt, über den man lebhaft diskutieren kann, bei dem aber letztendlich jeder Astrofotograf selber entscheidet: Was will ich zeigen? Hermann von Eiff zeigt uns immer wieder tolle Astroaufnahmen, die eine eigene Handschrift haben. Wir gratulieren zu diesem Bild und natürlich zum AdW.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Objektkoordinaten (J2000):
RA = 23 h 20 min 48 s, Dec = +61° 12´ 06´
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