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44. Woche - Schätze in der südlichen Krone

| Astrofoto der Woche

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Vom markanten Sternbild Schütze ausgehend stößt man etwa 10° weiter südlich auf die eher unscheinbare südliche Krone. Hier gibt es eine Reihe interessanter Objekte, auf die weiter unten ausführlich eingegangen wird. Die weitwinkelige Aufnahme (Norden oben, Osten links) deckt ein Bildfeld von 5° 27' x 3° 38' ab. Bildautor ist Olaf Filzinger von der Sternwarte Hofheim. Ihm gelang am 3. Mai 2022 auf der Astrofarm Tivoli in Namibia dieses prächtige Bild. Aufnahmeoptik war ein apochromatischer Refraktor des Typs Vixen VSD100F3.8 mit 100 mm Öffnung und 380 mm Brennweite. Dazu kam als Kamera eine DSLR Canon EOS 6Da. Bei ISO 400 wurde insgesamt 4 h 39 min belichtet, mit 3-minütigen Einzelbelichtungen. Das ist lang für ein Öffnungsverhältnis vin 1:3,8! Weitere technische Details: Die parallaktische Montierung war eine Astro-Physics 1200. Nachgeführt wurde über einen Sucher mit einem MGEN 2. Als Software wurden PixInsight, Affinity Photo, Photoshop CS4 und Topaz Denoise AI eingesetzt. Die etwas helleren Randbereiche des Bildes sind dem Dithering geschuldet: Das Bild ist nicht beschnitten, um so viel wie möglich von der Nebelregion zu erhalten.

Was zeigt das Bild? Vorweg: Die Objektpositionen im Bild lassen sich nicht ausdrücken mit oben, unten, links und rechts, sondern nur mit den Pixelkoordinaten. Das mag dem einen oder anderen Leser zu wissenschaftlich erscheinen, lässt sich aber bei derart zerfledderten Nebeln nicht besser hinbekommen. Deshalb bitte das Original herunterladen und dort mittels geeignetem Viewer oder Bildbearbeitungsprogramm die Pixelkoordinaten verfolgen und in die Details gehen!

Zunächst eine kleine Orientierung zu den Sternen: Am unteren Bildrand bei den Pixelkoordinaten (2022/3670) liegt Beta CrA, ein 4,095 mag heller, gelber Überriese des Spektraltyps K0. Von dort 85' weiter nach Norden liegt bei (2114/2232) der Hauptstern Alpha CrA mit 4,087 mag. Dieser blaue Hauptreihenstern vom Spektraltyp A2 ist als "Schnellläufer" bekannt. Er bewegt sich mit 0,128 Bogensekunden pro Jahr nach Südosten. Bei (2724/1378) befindet sich der 4,21 mag helle weißliche F8-Stern Gamma CrA, ein Doppelstern mit ~2" Komponentendistanz. Epsilon CrA ist der 4,83 mag helle F4-Stern bei (4271/1440). Und bei (4676/1687) leuchtet der blaueste Stern dieses Bildfeldes, HD 175362 = V686 CrA. Der im Mittel 5,38 mag helle Veränderliche hat den Spektraltyp B3. Die weiteren Sterne Delta CrA und Zeta CrA liegen außerhalb des Bildfeldes südlich des unteren Bildrandes.

Das gesamte Bildfeld wird von einem ausgedehnten Nebelkomplex erfüllt, der sich noch weit jenseits des linken Bildrandes nach Osten erstreckt. Dieser Nebel erinnert in seinen faserigen Bereichen an galaktischen Zirrus. Er ist sowohl von dunklem Staub als auch von hellen Reflexionsnebeln durchsetzt. Zwei kleinere Dunkelwolken sind DCld 001.3-20.5 bei (672/950) und DCld 000.4-19.5 bei (1940/1460). Auch wenn beide relativ klein sind - kein Sternchen scheint hindurch! Die größte und auffälligste Dunkelwolke liegt rechts oberhalb der Bildmitte. In ihrer Länge beinhaltet sie von rechts nach links die Dunkelzentren DCld 359.8-17.9 bei (3570/1377), dann Dobashi 7608 bei (3456/1420) und Dobashi 7604 bei (3180/1590). Ein kleines südliches Anhängsel ist DCld 359.7-18.2 bei (3385/1600).

An hellen Reflexionsnebeln wären zu nennen: Der hellste Nebel im Bild ist NGC 6726-27 bei (3678/1210). Der faserige Nebel misst rund 13' in Längsrichtung. Wichtigster Nebel dieser Region - wenn auch sehr klein - ist bei (3622/1285) der weißliche Reflexionsnebel NGC 6729. In ihm steckt der "Coronet Cluster", ein Infrarot-Sternhaufen mit zahlreichen Mitgliedern. Der hellste davon liegt an der Westspitze von NGC 6729, hier aber vom Nebel überstrahlt: der Veränderliche R CrA. Nach ihm wurde das gesamte Gebiet benannt: Die R CrA-Molekülwolke. Ihre Entferung wird von den Astronomen zwischen 130 bis 170 pc angegeben (420 bis 550 Lj). Sie erstreckt sich von den blauen Reflexionsnebeln bis in den anschließenden, nach Südosten ragenden Dunkelnebel. Direkt südwestlich von NGC 6729 erkennt man ein Nebelfilament mit der Form eines Krückstocks. Das ist das Herbig-Haro-Objekt HH 100 mit HH 100S. Bei (3800/1388) liegt HD 176269/176270, ein Doppelstern. Beide Komponenten haben je rund 6,5 mag und sind wegen des Spektraltyps B9 leuchtend blau. Daher geben sie dem umgebenden und 17' großen Nebel IC 4812 die blaue Farbe.

Anmerkungen: Auf den ersten Blick erscheinen die vielen Sterne, insbesondere die des Milchstraßenhintergrunds, recht arm an Farbe. Das liegt auch mit daran, dass das Bild recht hell dargestellt ist. Aber das ist die Entscheidung und der Geschmack des Bildautors. Auf den zweiten Blick werden blaue und orangefarbene Sterne sichtbar. Auch dazu muss man sagen: Die so gewählte Farbe hätte mit mehr Farbsättigung "aufgepeppt" werden können. Aber auch das muss man dem Geschmack und der Autorenentscheidung überlassen.

Was überzeugt, ist die schöne weitwinkelige Nebelwiedergabe. Insofern vielen Dank an Olaf Filzinger, dass wir an dieser Szenerie teilhaben können. Und die Gratulation des AdW-Teams zum Astrofoto der Woche.

 

Peter Riepe
Bildautor: Olaf Filzinger

 

Koordinaten (J2000.0) der Bildmitte:
RA = 19 h 06 min 20 s, DEK = -37° 30' 33''

 

 

 

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