8. Woche - Messier 31, die Andromedagalaxie

Im heutigen AdW präsentieren wir eine Weitwinkelaufnahme der Andromedagalaxie mit einem Bildfeld von 144' x 95'. Das Bild wurde etwas gedreht, um die Galaxie diagonal möglichst vollständig abbilden zu können. Norden liegt etwa auf 11 Uhr. Die große Schwester unserer Milchstraße trägt die Nr. 31 im Messierkatalog. Messier war aber nicht der Entdecker, als solcher wird As-Sufi genannt, der die Galaxie als Nebelfleck im Jahre 905 wahrgenommen hat (W. Steinicke, NGC/IC 2010). Bis in die Anfangsjahre des letzten Jahrhunderts war nicht klar, um welche Art von Objekten es sich bei den damals so bezeichneten "Spiralnebeln" handelt. Erst Edwin HUbble konnte in den 1920er Jahren mit Hilfe des 2,5-m-Teleskops auf dem Mt. Wilson Einzelsterne in den Spiralarmen nachweisen und damit klarstellen, dass es sich um ein extragalaktisches Sternsytem mit Spiralstruktur handelt. Heute wissen wir: M 31 ist eine Sb-Spiralgalaxie mit einer visuellen Gesamthelligkeit von 3,4 mag. Im Gegensatz zu unserer Milchstraße, die etwa 100.000 Lj durchmisst, ist M 31 etwa 25% größer. M 31 und die Milchstraße stellen zusammen mit Messier 33, den Magellanschen Wolken und zahlreichen weiteren Zwerggalaxien die sogenannte "Lokale Gruppe" dar.
M 31 ist visuell und teleskopisch sehr gut zu beobachten. Aufgrund ihrer Nähe (ca. 2,4 Mio. Lj) erscheint sie bis in ihre lichtschwachen Außenbezirke etwa 3° groß. Am AdW mit 173' Bilddiagonale wird diese Ausdehnung gut sichtbar. Schon mit kleinen Optiken kann die Spiralstruktur, kontrastiert durch markante Dunkelwolken zwischen den Spiralarmen, leicht verfolgt werden. Allerdings ist dazu ein dunkler Landhimmel nötig. Moderne, feinpixelige CCD-Kameras erlauben bei gutem Seeing schon ab 100 mm Öffnung den Nachweis von Einzelobjekten. So sind in diesem AdW - wenn man den äußeren Spiralarmen folgt - zahlreiche rötliche HII-Regionen und blaue Sternenstehungsgebiete zu sehen. Eine auffällige blaue Sternassoziation liegt im Südosten von M 31 bei den Pixelkoordinaten (1763/1123). Dazu bitte die Bilddatei erst herunterladen und dann hineinzoomen. Diese Assoziation erhielt wegen ihrer guten visuellen Sichtbarkeit eine eigene NGC-Nummer: NGC 206. Ihre hellsten blauen Überriesen kommen auf etwa 17 mag und sind in großen Teleskopen visuell sichtbar. Auch viele Kugelsternhaufen lassen sich im Bild entdecken. Empfehlenswert ist eine Untersuchung von W.L.W. Sargent et al. aus dem Jahre 1977 (Astronom. Journal 82, 947-953). Was heute sofort wegen der Datenflut online geht, wurde damals noch als echte Tabelle mit 355 Kugelsternhaufen gelistet. Aber alle Kugelsternhaufen bleiben auf Bildern stets sehr klein, manche nahezu punktförmig. Der größte Kugelsternhaufen in M 31 - hier im AdW außerhalb des Bildes - trägt die Bezeichnungen G1 bzw. Mayall II und misst im Durchmesser bis in die schwächsten Randbereiche etwa 30 Bogensekunden. Mit Großteleskopen ist er bei sehr gutem Seeing um 0,6 Bogensekunden in Einzelsterne auflösbar.
Was die Andromedagalaxie ebenso wie unsere Milchstraße auszeichnet: Beide Großgalaxien besitzen um sich herum zahlreiche Sternströme. Das sind die stellaren Reste ehemaliger Zwerggalaxien, die sich M 31 vor langer Zeit kannibalisch "einverleibt" hat. Heute lassen sich die Sternströme von M 31 (und anderen nahen Großgalaxien) als extrem lichtschwache, langezogene Halostrukturen in extrem tief belichteten, sehr weitwinkeligen Aufnahmen nachweisen. M 31 wird immer noch von sehr vielen Zwerggalaxien umschwirrt. Die beiden hellsten und bekanntesten sind M 32 und NGC 205. M 32 liegt 25' südlich des Kerns von M 31, NGC 205 ist 36' nordwestlich des Kerns zu sehen. Es dürfte einleuchten, dass die Nähe zur Muttergalaxie Auswirkungen auf diese Begleitgalaxien hat. Auf tiefen Aufnahmen wie bei diesem AdW lässt sich an NGC 205 eine klare Formveränderung erkennen. NGC 205 bildet keine reine Ellipse, sondern ihre spitzen Enden sind im Uhrzeigersinn jeweils gegeneinander verbogen. Der Astronom nennt solche Verbiegungen "warps".
Endriko Siegismund und Hermann von Eiff sind die Bildautoren. Bereits am 8. und 9. September 2013 entstand in Frankfurt (Oder) dieses überzeugende Bildresultat. Aufnahmeteleskop war ein Apochromat APM 107 mm/700 mm mit Riccardi-Reducer, der f = 525 mm ergab. Als Kamera wurde eine gekühlte, modifizierte Canon 60D bei ca. -13°C mit einem IDAS-Filter (LP2) verwendet. Die Nachführung erfolgte per Autoguiding mit Lacerta M-GEN am Leitrohr 66 mm/ 400 mm. Belichtung: 57 x 600 s, ISO 500, dazu Flats und Darks.
Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe
Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber auch nicht, dass wir immer öfter Bilder bekommen, die aus einer Kooperation hervorgehen - in diesem Fall zwischen Endriko Siegismund und Herrmann von Eiff, die sich bei einem gemeinsamen Namibiaaufenthalt kennenlernten. Beide sind den aufmerksamen AdW-Lesern nicht unbekannt. Das Objekt, welches sie hier präsentieren, ist ein Klassiker, den jeder Astrofotograf schon einmal fotografiert hat: M 31 - die Andromedagalaxie. Gerade die Paradeobjekte am Himmel haben es in sich, denn sowohl der helle Orionnebel als auch die Andromedagalaxie haben einen großen Dynamikumfang. Den hellen Kern und die schwachen Galaxienausläufer ansprechend darzustellen, kann einen Anfänger schon einmal vor Schwierigkeiten stellen, aber mit Anfängern haben wir es hier nicht zu tun.
Ich bin im technischen Kommentar des AdWs schon oft auf die Bildkomposition eingegangen, möchte aber erneut das Augenmerk des Betrachters darauf lenken. Die Diagonale hat hier nicht nur den praktischen Zweck, möglichst viel der Galaxie ins Bild zu retten, sie ist darüber hinaus eine starke gestalterische Lösung, die mitverantwortlich ist dafür, dass dieses Bild so beeindruckend auf uns wirkt. Hinzu kommt das Spiel mit Details und Hintergrund. So sind die Staubbänder, die vor dem Galaxienkern liegen, schön herausgearbeitet und setzen sich toll ab. Dieses Spiel aus Details (die ins Auge fallen) und Hintergrund lassen ein (Astro)Foto leben! Bei der Bildbearbeitung geht es auch darum, solche Dinge zu erkennen und herauszuarbeiten. Das ist den Bildautoren ausgezeichnet gelungen. Mit den Farben ist es ähnlich, im Bild wurden deutliche Farbakzente gesetzt. Das ist sehr gut, wirkt aber zum Beispiel bei den HII-Region fast schon etwas zuviel des Guten. Das ist alllerdings Kritik auf höchstem Niveau.
Bemerkenswert an der Aufnahme ist der Ort, an dem diese entstand, nämlich in Frankfurt/Oder, genauer gesagt dem Ortsteil Güldendorf. Der Stadtteil iegt zwar etwas südlich des Zentrums, ist jedoch immer noch recht zentral gelegen in einer Stadt mit knapp über 60.000 Einwohnern, und einer dementsprechenden Lichtverschmutzung. Abhilfe sorgte hier zum einen ein spezieller Filter zur Unterdrückung der Lichtverschmutzung (engl. Light Pollution Surpression Filter, kurz LPS-Filter) der als einer der wenigen Filter dieser Art die Farben der Sterne und Objekte nicht zu stark verfälscht, und eine recht üppige Belichtungszeit von insgesamt 9,5 h. Die Kombination beider Maßnahmen brachte hier unter den gegebenen Umständen den Erfolg!
Wir gratulieren den Bildautoren zu diesem schönen Astrofoto und natürlich zum AdW.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Objektkoordinaten (J2000):
RA = 00 h 42 min 44 s, Dec = +41° 16´ 08´´
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