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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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NGC 6888, der Crescent Nebel

Als unser erstes Objekt, welches wir hier in der neu gestalteten Seite bei Astronomie.de vorstellen möchten handelt es sich um NGC 6888, bekannt als der Crescent-Nebel, was übersetzt soviel wie "Mondsichel" heißt. Dieser besondere Nebel zeigt neben seinen außergewöhnlichen astrophysikalischen Eigenschaften auch visuell einige schöne Details, wodurch man diese Objekt getrost als kleine Perle am Himmel bezeichnen kann.

Der Crescent-Nebel wurde am 15. September 1792 von William Herschel entdeckt, und als Eintrag Nr. 72 in seine Kategorie IV "Planetary Nebula" aufgenommen. Herschel beschreibt einen Doppelstern [of the 8th magnitude], zu dem sich aus südwestlicher Richtung, ein schwacher Nebelbogen erstreckt. Er gibt die Länge mit 8' an, was darauf hindeutet, dass er nur den helleren, nördlichen Teil des Nebels gesehen hat.

Um welche Art von Nebel handelt es sich hierbei überhaupt, wie entsteht sein Leuchten und was macht gerade ihn so besonders?

Auf den ersten Blick erscheint es fast wie eine kleine Ausgabe des bekannten und benachbarten Cirrusnebels, was auf ein Supernovaüberrest schließen würde. Tatsächlich wurde NGC 6888 früher als Supernovaüberrest katalogisiert. In kleineren Fernrohren könnte man auch den Eindruck eines großen, zerfetzten Planetarischen Nebels bekommen.

Letztendlich handelt es sich bei NGC 6888 um einen selten zu beobachtenden Wolf-Rayet-Nebel, welcher mit einer Supernova oder einem Planetarischen Nebel nichts gemein hat. Wie der Name schon andeutet ist das Herz dieses Nebels ein Wolf-Rayet-Stern. Diese Sterne zählen zu den sehr massereichen und heißen Sternen. Besonderheit an diese Sternen sind ihre enorm starken Sternwinde von etwa 2000 Kilometern pro Sekunde, wodurch sie in nur 10000 Jahren die gesamte Masse unserer Sonne verlieren können. Der Zentralstern selbst weist eine Absoluthelligkeit von -4,4 Mv auf, strahlt also 5000 mal heller als unsere Sonne, wobei das Strahlungsmaximum jedoch im UV-Bereich liegt.

Das Leuchten des Nebels wird durch zwei unabhängig auftretende Ionisationsvorgänge ausgelöst. Die Hauptarbeit leistet hier der Zentralstern selbst, der durch seine hohen Temperaturen den Nebel besonders stark ionisiert und vor allem im [OIII] Bereich so zum Leuchten bringt. Des weiteren kollidieren die starken Sternwinde mit dichten interstellaren Medium, was eine Stoßfront zur Folge hat, an der sich das Material aufheizt und ebenfalls ionisiert.

Das Ende dieses sehr aktiven Sterns ist jedoch schon besiegelt, wird er doch in den nächsten Millionen Jahren als Supernova explodieren.

Der bis jetzt entstandene Nebel umfasst ein Areal von 25 x 16 Lichtjahren, ist also deutlich größer als ein planetarischer Nebel. Der 4500 Lichtjahre entfernte Crescent-Nebel dehnt sich noch mit etwa 85 Kilometern pro Sekunde weiter aus.

Doch was ist nun von den leuchtenden Stoßfronten, auch "shells" genannt überhaupt visuell zu sehen? Um es vorweg zu nehmen: der Crescent-Nebel ist kein einfaches Objekt und kann mit seiner bekannten Nachbarschaft dem Cirrusnebel nur schwer mithalten. Doch einen Beobachtungsversuch sollte man trotzdem nicht scheuen, offenbart er doch bei erfolgreicher Sichtung einige Überraschungen.

Der bis jetzt entstandene Nebel umfasst ein Areal von 25 x 16 Lichtjahren, ist also deutlich größer als ein planetarischer Nebel. Der 4500 Lichtjahre entfernte Crescent-Nebel dehnt sich noch mit etwa 85 Kilometern pro Sekunde weiter aus.

Doch was ist nun von den leuchtenden Stoßfronten, auch "shells" genannt überhaupt visuell zu sehen? Um es vorweg zu nehmen: der Crescent-Nebel ist kein einfaches Objekt und kann mit seiner bekannten Nachbarschaft dem Cirrusnebel nur schwer mithalten. Doch einen Beobachtungsversuch sollte man trotzdem nicht scheuen, offenbart er doch bei erfolgreicher Sichtung einige Überraschungen.

Zu finden ist NGC 6888 etwa 2,5 Grad südwestlich von g-Cygni, dem mittleren Stern des Sternbildes Schwan. Als Hilfe kann man noch die Linie g-Cygni zu h-Cygni nehmen, da der Nebel exakt auf 1/3 der Strecke von g-Cygni zu finden ist.

Die beigefügte Sternkarte zeigt beide Sterne und macht das Auffinden so einfacher. Jedoch ist zu sicheren Aufsuchen die Benutzung einer externen Sternkarte oder eines Ausdruckes aus einem Sternkartenprogramm ratsam.

Wer eine Sternkarte zur Verfügung hat, findet die besprochene Gegend um NGC 6888 auf Karte 6 im Cambridge-Star-Atlas, auf Karte 9 im Sky-Atlas-2000, auf Karte 119 der alten Uranometria, auf Karte 48 in der neuen Uranometria oder auf Karte 1149 im Millenium-Star-Atlas.

In der besagten Gegend angekommen, findet man nun ein markantes, spitz zulaufendes Sternviereck. Bei dem südlichen Stern handelt es sich bereits um den 8m hellen Wolf-Rayet-Stern SAO 69592. Jetzt entscheidet die Himmelsqualität ob und wie viel man vom Crescent-Nebel sehen kann.

Bei exzellenten Bedingungen sollte der Nebel bereits ab etwa 5 Zoll Öffnung ohne Nebelfilter zu sehen sein. Dabei ist jedoch nur der hellere nördlichere Bogen als schwaches Glimmen zu erkennen. Eine große Steigerung bringt hier ein Nebelfilter. UHC oder bevorzugt [OIII]-Nebelfilter verstärken den Kontrast des Nebels gegenüber dem Himmelshintergrund enorm.

So sollte dann ab etwa 8 Zoll Öffnung kombiniert mit einem Nebelfilter auch der südliche Bogen als schwaches Leuchten zu erkennen sein. Im nördlichen Bogen zeichnen sich jetzt auch schwach unterschiedliche Helligkeitsverteilungen ab. Der Crescent-Nebel ist nun als halbe Sichel zu erkennen. Ausgefüllt ist der Nebel jedoch noch nicht. Hier sollte man beim Beobachten aufpassen, da schwache Sterne, gerade bei Verwendung von Nebelfiltern schnell als Nebelmasse verwischen und ein Leuchten vortäuschen.

Ab etwa 14 Zoll und [OIII]-Filter ist der Nebel mit Strukturen übersäht. Besonders im helleren Nordteil treten nun einzelne zarte Filamente und Knoten hervor. Die Nebelbrücke zum Wolf-Rayet-Stern ist nun problemlos zu erkennen. Auffällig ist ein heller kleiner Knoten mittig im Innenbereiches des südlichen Bogens. Diese kleine Kondensation ist die hellste Struktur in dem sonst dunklen Raum innerhalb der Bögen.

Bei noch größeren Öffnungen zerfällt der Nebel komplett in eine filamentartige Struktur. Der Innenbereich des südlichen Bogens besteht nun auch aus vielen Strukturen und Knoten. Zusätzlich zu dem sehr interessanten eigentlichen Nebel NGC 6888 sind noch die unmittelbaren Nachbarn zu erwähnen. So kann es vorkommen, dass beim Einsatz großer Gesichtsfelder nördlich des Crescent-Nebels der g-Cygni-Komplex auffällt, eine riesige HII-Region. Des weiteren ist knapp 2 Grad östlich der kleine offene Sternhaufen M 29 zu finden.

Wir hoffen mit der Beschreibung dieses besonderen und nicht alltäglichen Objektes einen guten Beobachtungsvorschlag für die Sommermilchstraße gegeben zu haben und wünschen Erfolg und viel Spaß beim Beobachten dieses seltenen Wolf-Rayet-Objektes.

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