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Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

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Mondbeobachtung mit dem Teleskop

Das richtige Equipment

Im Prinzip können Sie den Mond mit jedem Teleskop beobachten. Allerdings gehört er zu den wenigen Objekten, bei denen sich höhere Vergrößerung wirklich lohnt, daher sind einige Geräte besser geeignet als andere. Noch vor zwanzig Jahren war es einfach, da damals die Faustregel galt, dass Linsenteleskope für die Objekte des Sonnensystems besser geeignet sind und Spiegelteleskope für Deep-Sky-Objekte die erste Wahl sind. Mit der breiten Auswahl an Teleskopen, die heute verfügbar sind, lässt sich das leider nicht mehr so pauschalisieren.

Linsenteleskope haben prinzipiell den Vorteil, dass sie keinen Umlenkspiegel im Strahlengang haben und daher höheren Kontrast bieten als ein Spiegelteleskop mit vergleichbarer Öffnung. Allerdings sind mittlerweile auch kurzbauende achromatische Linsenteleskope mit recht großer Öffnung weit verbreitet, die bei höheren Vergrößerungen einend eutlichen Farbfehler zeigen. Bei Sternen macht er sich als blauer Farbsaum bemerkbar, der den Kontrast mindert – da nicht alle Farben gleich fokussiert werden, können feine Details nicht aufgelöst werden. Für die Mondbeobachtung sind klassische, langbrennweitige Linsenteleskope mit "langsamen" Öffnungsverhältnissen von f/10, f/15 oder noch langsamer empfehlenswert - "schnellere" Geräte mit f/7 oder gar f/5 benötigen teure Optiken, um den Farbfehler auszugleichen. Nur ED-Apochromaten oder echte Apochromaten können bei diesen Öffnungsverhältnissen farbreine Bilder liefern, günstigere Achromaten sind nur mit kleine, langsamen Öffnungsverhältnissen zu empfehlen – leider werden diese langen Teleskope kaum noch gebaut. Um die für die Mondbeobachtung interessanten hohen Vergrößerungen zu erreichen, sollten Sie ein möglichst langbrennweitiges Gerät benutzen. Dann haben Sie auch bei hohen Vergrößerungen noch ein angenehmes Einblickverhalten und benötigen keine extrem kurzbrennweitigen Okulare.

Spiegelteleskope haben durch den Fangspiegel im Strahlengang zwar einen etwas geringeren Kontrast als Linsenteleskope, können dies aber leicht ausgleichen, da sie für weniger Geld eine größere Öffnung bieten und damit auch kleinere Details auflösen können. Problematisch bei der Mondbeobachtung sind allerdings kurzbrennweitige Geräte – wie beim Refraktor auch benötigen Sie hier entweder sehr kurzbrennweitige Okulare, um hohe Vergrößerungen zu erreichen, oder eine hochwertige Barlowlinse, um die Brennweite zu verlängern. Statt einem "schnellen" Deep-Sky-Spezialist mit einem Öffnungsverhältnis von f/6 o.ä. sind "langsame" Planeten-Newtons ab f/8 besser geeignet.

Aber prinzipiell können Sie mit jedem Gerät den Mond beobachten, wobei eine lange Brennweite den Beobachtungskomfort erhöht. Ser hilfreich ist eine motorische Nachführung oder zumindest eine parallaktische Montierung, sodass Sie nur in einer Achse nachführen müssen. Anders als bei der Deep-Sky-Beobachtung werden Sie für Mond und Planeten meist hohe Vergrößerungenverwenden, da ist es sehr angenehm, wenn Sie sich mehr auf das Beobachten als auf das Nachführen konzentrieren können.

Ein Hilfsmittel ist vor allem bei größeren Teleskopen noch sinnvoll: Ein Graufilter, oder besser noch ein variabler Polarisationsfilter. Mit steigender Vergrößerung wird der Mond zwar dunkler, kann aber immer noch unangenehm hell sein. Ein leichter Graufilter dämpft das Licht bei niedriger Vergrößerung auf ein angenehmes Maß ab, und mit einem Polfilter können Sie die Lichtdämpfung fein einstellen. Ein variabler Polfilter besteht aus zwei ineinander verschraubten und gegeneinander drehbaren Einzelfiltern. Besonders komfortabel ist das, wenn Sie den Polfilter teilen können und einen der beiden Filter in das Okular und den anderen in das Zenitprisma schrauben können – dann können Sie durch Drehen am Okular die Helligkeit verändern. Achten Sie dabei aber darauf, dass der Filter von guter Qualität ist.

Sehr beeindruckend ist es auch, den Mond einmal mit einem Binokularansatz zu beobachten. Das helle Bild erscheint dann richtig dreidimensional. Ob sich diese Anschaffung für Sie lohnt, probieren Sie am besten selber aus - vielleicht haben Sie ja auf einem Teleskoptreffen oder auf einer Volkssternwarte in Ihrer Nähe die Möglichkeit, einmal durch einen Binokularansatz zu blicken.

Der richtige Standort

Noch wichtiger als das Teleskop ist der richtige Standort: Der Mond ist zwar hell genug, dass Sie ihn auch aus der Innenstadt heraus problemlos sehen können, solange nicht eine Laterne direkt in ihr Fernrohr leuchtet - aber da Sie hoch vergrößern werden, stört die Luftunruhe vermehrt. Besonders über Asphalt oder Beton, der sich in der Sonne aufheizt, oder über Hausdächern (besonders im Winter) flimmert die Luft verstärkt, Seen oder Gärten (besonders, nachdem diese gegossen wurden) versprechen eine ruhigere Luft. Auch eine Dachterasse ist nicht schlecht, da Sie dann bereits über den unruhigen, bodennahen Lufschichten sind. Der Blick aus dem Wohnungsfenster ist dagegen wie immer sinnlos...

Luftunruhe kann nicht nur aus der Umgebung stammen, sonder auch von Ihrem Teleskop. Vor allem größere Teleskope müssen erst einige Zeit auskühlen, bevor sie sich an die Außentemperatur angepasst haben und ihre Höchstleistung ausspielen können. Ansonsten haben Sie "Tubus-Seeing" - die Luft im Inneren des Teleskops wabert. Vor allem bei Spiegelteleskopen oder katadioptrischen Fernrohren (Schmidt-Cassegrain, Maksutow-Cassegrain), bei denen das Licht den Tubus mehrmals durchquert, stört das.

Wie gut eine Nacht ist, können Sie mit einem Blick nach oben rasch feststellen: Wenn die Sterne funkeln, ist die Luft unruhig. Rundum ruhige Luft werden Sie aber nur selten erleben. Wenn auch Sterne funkeln, die mehr als 45 Grad über dem Horizont stehen, brauchen Sie den Mond gar nicht erst anpeilen - dann sind nur Beobachtungen bei niedriger Vergrößerung möglich. Wenn aber nur die horizontnahen Sterne flimmern, sind die Bedingungen gut - vor allem, wenn unser Trabant hoch am Himmel steht. Wenn keine Wolken aufziehen, sind die Bedingungen in der zweiten Nachthälfte meist besser als in der ersten. Ein leichter (Hoch-) Nebel schadet übrigens nicht sehr, sondern wirkt wie ein schwacher Graufilter.

Die richtige Zeit

Der Vollmond ist so ziemlich der ungünstigste Zeitpunkt für die Mondbeobachtung. Dann steht die Sonne nämlich genau über der sichtbaren Mondhälfte, und die Schatten sind am kürzesten. Die interessanteste Region unseres Trabanten ist immer der Bereich, über dem die Sonne gerade aufgeht - also die Licht- und Schatten-Grenze, auch bekannt als Terminator. Dort sind die Schatten am längsten, dadurch treten die Erhebungen an der Mondoberfläche am deutlichsten hervor. Den Effekt können Sie leicht zuhause nachvollziehen: Wenn Sie mit einer Taschenlampe von oben auf einen Teppich leuchten, erscheint er ziemlich strukturlos. Wenn Sie die Taschenlampe dagegen auf den Fußboden legen, erkennen Sie jede Fussel und jede Unebenheit deutlich.

Besonders interessant ist es, wenn Sie eine Region am Terminator über einige Zeit hinweg immer wieder beobachten: Dann sehen Sie, wie langsam immer neue Strukturen aus der Finsternis auftauchen. Einige Tage später ist die selbe Region kaum wieder zu erkennen: Dann steht die Sonne bereits so hoch, dass es kaum noch Schatten gibt, die die Strukturen hervorheben.

Bei Vollmond erscheint die Mondoberfläche ziemlich unspektakulär, auffällig ist dann nur noch die Unterteilung in dunkle Meere und helle Hochebenen, außerdem sind die Strahlensysteme deutlich zu erkennen, die von einigen Kratern ausgehen.

Die richtige Methode

Wenn Sie eine bestimmte Region auf dem Mond beobachten wollen, vergleichen Sie zuerst den aktuellen Anblick des Monds mit einer Karte. Den besten Ruf haben die gezeichneten Mondkarten von Antonín Rükl, sein großer Mondatlas ist zurzeit leider nur antiquarisch erhältlich. Aber es gibt zahlreiche weitere deutschsprachige Karten, die – ohne Anspruch auf vollständigkeit – auf einer separaten Seite vorgestellt werden.

Im Okular werden Sie feststellen, dass der Anblick sich von dem mit bloßem Auge unterscheidet – im Linsenteleskop mit Zenitprisma sind rechts und links vertauscht, oben und unten jedoch nicht, während er im Newton-Spiegelteleskop auf dem Kopf steht. Je nachdem, ob Ihre Karte das berücksichtigt, müssen Sie sie auf den Kopf stellen, oder Sie müssen umdenken.Ein Fernglas oder ein Teleskop mit Amici-Prisma zeigt das Bild so, wie wir es auch mit bloßem Auge sehen – allerdings sind Amici-Prismen meist nicht besonders gut für hohe Vergrößerungen geeignet.

Versuchen Sie zuerst, sich bei niedriger Vergrößerung (das Okular mit der längsten Brennweite) zu orientieren – wo liegt welches Meer, und wie heißen die größten Krater? Danach zentrieren Sie die Zielregion und vergrößern immer höher, soweit die Luftunruhe zulässt, bis Sie Ihr Ziel gefunden haben. Seien Sie dabei nicht ungeduldig: Es gibt immer wieder Momente, in denen die Luft besonders ruhig ist, und andere, in denen Sie vor lauter Flimmern kaum scharf stellen können.

Vergrößern Sie außerdem nicht zu hoch: Eine höhere Vergrößerung als der doppelte Objektivdurchmesser in Millimetern ist sinnlos. Mit einem Teleskop mit 70mm Öffnung sollten Sie also nicht höher als 14-fach Vergrößern, mit 150mm Öffnung können Sie bis 300-fach vergrößern – wenn die Luftunruhe so eine hohe Vergrößerung zulässt.

Was Sie alles auf dem Mond beobachten können, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.