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Sternbild Altar (lat. Ara)

Lage, Größe und Sichtbarkeit

Das Sternbild Altar liegt südlich des Sternbilds Skorpion zwischen dem Sternbild Winkelmaß im Westen, dem Sternbild Teleskop im Osten und den beiden Sternbildern Pfau und Südliches Dreieck im Süden. Es nimmt mit seiner Fläche von 237 Quadratgrad unter den 88 offiziellen Sternbildern den 63. Rang ein. Von Mitteleuropa aus ist es nicht sichtbar, in Teneriffa kulminiert es im Mai, es steigt dort jedoch nur wenig über den südlichen Horizont.
Das Sternbild Altar liegt in der Randzone des südlichen Bandes der Milchstraße. Es ist kein imposantes Sternbild, doch sieben seiner Sterne sind heller als 4m. Diese sieben Sterne bilden gemeinsam ein unverkennbares Sternmuster. Seine Form ähnelt der des Großbuchstabens H, bei dem jedoch der rechte Schenkel verkürzt ist.

Geschichte und Mythologie

Das Sternbild Altar ist eines der 48 Sternbilder aus der klassischen Antike. Die älteste nachprüfbare Erwähnung dieses Sternbilds findet sich in den ’Phainomena’, einem astronomischen Lehrgedicht des Aratos von Soloi aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhundert vor Christus. Darin beschreibt Aratos die Position des Sternbilds am Himmel. Er nennt es “Räucheraltar“ und rät den Seeleuten, die Wahrnehmbarkeit des Sternbilds am Nachthimmel als ein Anzeichen für einen drohenden Sturm zu beachten. In späteren astronomischen Schriften aus der Antike erscheint das Sternbild als ein Anhängsel des großen Sternbilds Zentaur. Bei den Römern hieß es Ara Centauri (Altar des Zentauren).

Im 16. Jahrhundert brauchte man für die sichere Navigation auf den gefährlichen, aber lukrativen Seereisen nach Amerika und Indien zuverlässigen Sternkarten. Bei der Darstellung der Sternbilder auf diesen wichtigen Karten versuchte man, sich entsprechend dem Zeitgeist an antiken Vorbildern zu orientieren. Da die Werke der antiken Astronomen im Lauf der Jahrtausende bis auf wenige kleine Fragmente verloren gegangen waren, mussten die Kupferstecher bei der Darstellung der Sternbilder die ungenügende Qualität ihrer Quellen durch ihre künstlerische Phantasie ausgleichen. Daher ist das Sternbild Altar auf verschiedenen Sternkarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert mal als großes, Rauch und Flammen speiendes Metallgefäß, mal als ein qualmender Steinaltar dargestellt.
In einer christlichen Interpretation des Sternbilds wird es als der Altar präsentiert, auf dem Noah nach der überstandenen Sintflut sein Dankopfer darbrachte.

 

Markante Sterne und Doppelsterne

An der Spitze des linken Schenkels liegt der 2,9m helle Stern Choo (Alpha Arae). Choo liegt 7° südlich des 1,9m hellen Sargas (Theta Scorpii) und ist ein blauweißer Hauptreihenstern mit 760 Sonnenleuchtkräften, 240 Lichtjahre entfernt. Ca. 7° südlich von Choo liegt der 2,85m helle Beta Arae. Beta ist ein Roter Überriese mit 5700 Sonnenleuchtkräften in 6000 Lichtjahren Entfernung.
Ca. 0,8° südlich von Beta liegt der 3,3m helle Gamma Arae, Gamma ist ein Doppelstern in 1100 Lichtjahren Entfernung, dessen beide Partner (3,5m und 10,5m hell) im Abstand von 17,4 Bogensekunden zueinander stehen.
Ca. 5° südlich von Beta liegt der 3,6m helle Delta Arae, ein weißer Hauptreihenstern in 180 Lichtjahren Entfernung. Ca. 3,7° westlich von Beta liegt der 3,1m helle Zeta Arae, ein Roter Unterriesenstern von 35 Sonnenleuchtkräften, 90 Lichtjahre entfernt. Zeta Arae markiert den Mittelpunkt des westlichen Schenkels des H-förmigen Sternenmusters.
Ca. 3,2° südlich von Zeta liegt der 3,8m helle Eta Arae, ein Roter Riese in 313 Lichtjahren Entfernung.

 

Sehenswerte Deep-Sky-Objekte

Aufgrund seiner Lage am Rand des Milchstraßenbandes enthält das Sternbild viele Offene Sternhaufen sowie einige Kugelsternhaufen. Ca. 8° westlich von Choo liegen die Dunkelwolken und Emissionsnebel von NGC 6188, darin eingebettet ist der prächtige Offene Sternhaufen NGC 6193, dessen hellste Sterne die Spektralklasse O haben, wodurch ihre energiereiche Strahlung diese Emissionsnebel zum Leuchten anregt.
Ca. 3° nordöstlich von Beta liegt der helle Kugelsternhaufen NGC 6397. Er ist der zweitnächste aller Kugelsternhaufen (nur der Kugelsternhaufen M4 ist näher).  NGC 6397 kann man daher bereits in einem kleinen Teleskop bis in sein Zentrum in Einzelsterne aufgelöst sehen.
Weitere Kugelsternhaufen in dem Sternbild sind der 8,2m helle NGC 6352, ca. 1,5° nordwestlich von Choo, sowie der 8,3m helle NGC 6362, ca. 11,5° südlich von Beta Arae.

Über den Autor Günther Bendt

Günther Bendt ist Jahrgang 1951, Diplompädagoge und Ingenieur für Physikalische/Biomedizinische Technik. Er arbeitete in internationalen Unternehmen der Medizintechnik und war zuletzt mehrere Jahrzehnte Technischer Redakteur in einem Telekommunikationsunternehmen. Seit dem Sommer 2016 ist er im Ruhestand.

Als Kind beobachtete er zufällig eine Mondfinsternis, dieses Erlebnis weckte sein Interesse an der Astronomie. Seit 1997 macht er Führungen für Besuchergruppen der Volksternwarte Aachen. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis Astronomie der Sternwarte. Seit 2000 wartet er die technische Ausstattung der Sternwarte.

Bei Astronomie.de erstellt er seit 2004 u. a. die monatliche Himmelsvorschau. Seit 2008 präsentiert er im Arbeitskreis Astronomie seine monatlichen „Neuigkeiten aus der Astronomie“.

Als astronomischer Betreuer hat Günther Bendt seit 2009 diverse Reisegruppen für Astronomie.de und für andere Veranstalter auf Sonnenfinsternisreisen nach China und Australien, zum Venustransit auf Island sowie zu diversen Polarlichtbeobachtungen im winterlichen Lappland begleitet. Er war bei fünf Reisen zum Nordkap auf einem Expeditionsschiff Kreuzfahrt-Lektor für Astronomie und Polarlicht. Auf fünf Kontinenten hat er bislang acht Totale Sonnenfinsternisse erlebt.