Das Soligor Black Line 12x50

Ein weiteres kompaktes Fernglas kommt vom Hersteller Soligor. Es handelt sich hier um das "Black Line 12x50". Dieses Glas findet man im Handel teilweise schon für rund 69 € und es ist damit das günstigste "seriöse" Glas im Test. Natürlich sollte man bei einem Fernglas dieser Preisklasse keine Weltwunder erwarten - trotzdem ist auch das Soligor 12x50 ein durchaus attraktives Produkt - und das nicht nur vom Preis her. Es bietet ebenso wie die anderen Vertreter im Test eine ordentliche Mehrschicht-Vergütung, die ihren Namen auch Ehre macht und keine blosse Effekthascherei darstellt. Das es so etwas auch auf dem Fernglas-Markt gibt, werden wir bei unserem nächsten Kandidaten sehen. Zwar kann das Soligor 12x50 nicht mit einer Stickstoff-Füllung aufwarten ( das wäre zu diesem Preis auch kaum machbar ), aber es besitzt eine schöne, griffige Gummi-Armierung, die auch dieses Glas vor Feuchtigkeit und Spritzwasser schützt ( wasserdicht ist ohnehin keines der Testgläser ! ).
Die Vergütung schimmert, wie auch beim TS 10x50, in einem blau-grünen Ton und ist recht wirksam, wie die folgenden Beobachtungen zeigen sollten. Die Austrittspupille des Soligor Black-Line 12x50 beträgt 4,2 mm, was sich bei der nächtlichen Beobachtung schon in einer recht deutlichen Verdunklung des Himmelshintergrundes bemerkbar macht.Dies ist aber keineswegs ein Nachteil - gerade am aufgehellten Stadthimmel heben sich auch so Objekte von geringere Flächenhelligkeit durchaus kontrastreicher vor dem dunklen Himmelshintergrund ab.
Der Augenabstand beträgt allerdings "nur" 14,5 mm. Dies ist ein Wert, der für Brillenträger schon hart an der Grenze liegt. Wer auf eine entsprechende Sehhilfe angewiesen ist, kann unter Umständen nicht das ganze Sehfeld abschattungsfrei genießen.
Auch beim Soligor-Glas ist die Austrittspupille schön rund und gleichmäßig hell, also ohne Abschattungen. Die verwendeten BaK4 Prismen sind demnach ausreichend dimensioniert. Die Bilder beider Fernglashälften lassen sich sehr genau zur Deckung bringen, was für eine akkurate Justierung des Soligor-Glases spricht.Das Soligor Black Line 12x50 bietet zudem ausreichend große Gummi-Augenmuscheln, die sich umstülpen lassen. Das Glas liegt sehr gut in der Hand. Für mich persönlich vermittelte es im Vergleich zur Konkurrenz sogar die beste Handhabbarkeit. Der Zentralfokussierer ist bequem zu erreichen und mechanisch gelungen. Die Gängigkeit ist gerade so, dass man locker fokussieren kann, ohne bei leichtem Gegendruck auf die Okulare den Fokus zu verlieren.
Selbstverständlich ist auch dieses Glas mit einem Stativanschluss ausgestattet. Mechanisch macht das Soligor 12x50 der Black Line Serie einen hervorragenden Eindruck. der gesamte Fernglaskörper ist sauber verarbeitet und von einer Fertigungsqualität, die man in diesem Preis-Segment nicht unbedingt als selbstverständlich voraussetzen kann.
Bei der Tagbeobachtung zeigt sich, dass das Glas mit einem Sehwinkel von knapp 5° doch etwas "einengt" - dies ist zwar immer auch ein subjektiver Eindruck, jedoch ist der Unterschied zum TS 10x50 mit seinen 6,5° doch schon deutlich spürbar.
Am Antennenmast zeigt sich ein leicht gelblicher Saum, der zwar schon auffällt aber noch nicht störend wirkt. Allerdings ist bereits eine wahrnehmbare Bildfeldwölbung erkennbar. Im Dachziegeltest zeigt sich ein Schärfebereich, der sich bis ca. 70 % des Bildfeldes erstreckt. Darüber hinaus nimmt die Schärfe deutlich ab.
Dennoch sollte man bei diesen Feststellungen stets im Hinterkopf behalten, dass wir hier über ein Fernglas der 60-70 € Klasse sprechen. Zeiss-Qualität kann und wird hier niemand erwarten dürfen ! So gesehen bietet das Soligor 12x50 in seiner Preisklasse damit schon recht beachtliche Werte und der Autor hat schon durch Ferngläser geschaut, die rund das 5fache gekostet haben, aber um keinen Deut besser waren !
Am nächtlichen Vorstadthimmel macht auch das Soligor eine gute Figur. Sterne werden punktförmig abgebildet, am äußersten Bildfeldrand aber leicht hakenförmig verzerrt. Eine Freihand-Beobachtung ist trotz ( oder auch gerade wegen ) des relativ geringen Gewichts nicht sehr ergiebig. Bei 12facher Vergrößerung zeigt sich doch schon, wie stark das Muskelzittern und geringste Ausgleichsbewegungen, das Bild erzittern lassen.
Meiner Meinung nach gehört dieses Glas für wirkliche Detailwahrnehmung unbedingt auf ein Stativ. Da das Soligor 12x50 nur 780 g wiegt, braucht man hiefür auch nicht gleich schweres Geschütz auffahren - ein solides, einfaches Fotostativ bringt bereits einen erstaunlichen Wahrnehmungsgewinn.
Der Mond zeigt einen leichten gelben Saum; die Sichelgestalt der Venus wird sichtbar , M31 ist ein prächtiger Anblick, ebenso M13. Saturn wird als kleines längliches Sternchen erkennbar. All das kann schön beobachtet werden, dennoch fehlt bei den genannten Objekten ein Tick an "Brillianz", im direkten Vergleich zum TS 10x50 wirken alle Objekte in diesem etwas "knackiger". Nichts desto Trotz macht auch die Beobachtung mit dem Soligor Spass. Ich würde es aber, wie erwähnt, auf einem Stativ nutzen.
Fazit
Das Soligor bietet für einen Preis um die 70 € einen erstaunlichen Gegenwert. Die mechanische Qualität des 12x50 Black Line ist hervorragend, die Verarbeitung sauber und akkurat. Das Glas bietet eine ordentliche Mehrschicht-Vergütung, BaK4 Prismen, Stativanschluss , Dioptrienausgleich, eine griffige Gummi-Armierung und eine präzise Mitteltrieb-Scharfeinstellung.
In der optischen Leistung kommt es in Sachen Randschärfe und Brillianz nicht ganz an das vergleichbare 10x50 von TS heran, bietet aber dennoch eine auch optisch durchaus zufriedenstellende Leistung. Was will man für 70 € mehr verlangen ? In seiner Preisklasse ist auch das Soligor 12x50 Black Line absolut eine Empfehlung wert !