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Der Refraktor Konussuper 120/1000

von Michael Risch, Neunkirchen, Nov. 2000

Schon seit etwa einem Jahr findet man auf dem Markt sehr günstige Komplettgeräte, Refraktoren von vier und fünf Zoll Öffnung inklusive Montierung, die über verschiedene Markennamen vertrieben werden. Rein äußerlich erinnern die Montierungen an ältere Vixen-Modelle.

Welche Leistung bringen diese preisgünstigen Geräte?

Der Astronomieservice Copernicus Erfurt hat mir Anfang Januar freundlicherweise für einige Wochen ein Testgerät zur Verfügung gestellt.

Es handelte sich um einen Konussuper Fraunhofer-Refraktor mit nahezu 5" (120mm) Öffnung und 1000 mm Brennweite, also einem Öffnungsverhältnis 1:8. Ferner sind für DM 1.790,-

Im Lieferumfang enthalten:

  • ein Aludreibein
  • eine Montierung, die stark an die Vixen New Polaris erinnert
  • zwei Widefield-Okulare mit 25mm und 10mm Brennweite
  • ein Zenitprisma
  • der Polsucher

Die erste erfreuliche Überraschung erlebte ich beim Auspacken: es ist wirklich alles dabei, um sofort loslegen zu können.

Jedes benötigte Werkzeug, eine deutsche Anleitung für das Gerät sowie eine kurze Einführung in die Amateurastronomie. Damit kann auch jeder blutige Anfänger sofort starten. Beim Zusammensetzen der Montierung und des Stativs fielen mir die ersten kleinen Unterschiede zu den älteren Vixen-Geräten auf.

Der Gravierendste ist wohl eine Gegenklemmung für den Polblock von beiden Seiten, diese sinnvolle Verbesserung erhöht die Stabilität der Montierung. Ebenfalls der Stabilität dient die gut verschraubte Dreiecksplatte zwischen den Stativbeinen. Ansonsten erschienen mir die Schrauben zum Teil etwas unterdimensioniert und die Verbindungsstifte an den Halterungen, vor allem an den Rohrschellen etwas filigran. Da sind bei intensiver Benutzung und oftmaligem Transport des Gerätes meiner Ansicht nach Defekte zu erwarten. Ein weiterer Nachteil: die Gegengewichtsstange dreht sich bei Bewegungen der Deklinationsachse nicht mit. Es ist daher nur möglich, nachgeführte Aufnahmen mit Kameras auf der Gegengewichtsstange durchzuführen, wenn die Montierung ultragenau ausgerichtet wird. Erfreulich ist der sehr gute Polsucher, der in die Montierung integriert ist, wenngleich auch nicht beleuchtet. Er erleichtert das Ausrichten der Montierung auf den Himmelspol sehr.

Nun zum ersten Eindruck des Refraktors: rein äußerlich ein schönes und zweckmäßiges Gerät. Und unglaublich leicht! Ein Vorteil für Luftreisende: es ist kein Problem, sich den Refraktor in einer leichten Tasche mal kurz "unter den Arm zu klemmen" und mit in die Kabine zu nehmen, anstatt ihn der ruppigen Behandlung wegen wie einen Pharao eingesargt als Übergepäck im Frachtraum rumstürzen zu lassen.

Nachdem die Ausrüstung zusammengesetzt war, stellte sich auch heraus, daß das ganze Gerät von Gewicht und Balance gut abgestimmt ist. Gewichtsmäßig hat die Montierung sicherlich noch Reserven, auch die beiliegenden Gegengewichte erlauben noch das Aufsatteln eines 60mm Leitrohres oder diverser Kameras. Somit dürfte nach dem Kauf der angebotenen Nachführmotoren sicher auch Astrofotografie mit Teleobjektiven oder im Fokus möglich sein.

Eine schöne Vergütungsschicht schimmert auf dem Objektiv, zwischen den Linsen sind Abstandsplättchen, die Fassung ist stabil und gut justierbar. Im Inneren des Tubus sitzt ein optimales Blendensystem und der chromattierte Okularauszug (mit Klemmmöglichkeit!) ermöglicht ein äußerst feinfühliges Fokussieren. Der Sucher wird auf dem Auszug durch eine Schwalbenschwanzklemmung gehalten, das errmöglicht ein Abnehmen ohne das die Justierung verloren geht. Besonders gefallen hat mir ein Adapter, der auch einen T2-Anschluß besitzt. Fotografen können sich den Kauf weiterer Adapter sparen.

Doch was bringt das Gerät in der Praxis? Wie sieht es am Nachthimmel aus? Diese Frage wollte ich durch einen direkten Vergleich mit meinem guten alten Lichtenknecker Fraunhofer 5" f 12 klären. Die Optik ist in der von Lichtenknecker bekannte, sehr guten Qualität und dient bei mir zur Protuberanzenfotografie, zeigt aber in klaren, ruhigen Nächten auch einiges auf den Planeten.

Da ich mit dem Lichtenknecker seit vielen Jahren beobachte, kenne ich ihn in- und auswendig. Ich weiß, wie die Planeten bei gutem und bei schlechterem Seeing aussehen müssen und kann somit direkt die Güte des Nachthimmels einschätzen. Durch den Vergleich mit diesem Gerät war zumindest ausgeschlossen, daß ich mich bei der Beurteilung des Konus-Gerätes von schlechtem Seeing täuschen lasse.

Außerdem besitzen beide Geräte bis auf einen Unterschied von 5mm dieselbe Öffnung doch die um 1/3 kürzere Brennweite des Konussuper sollte sich selbst bei perfekt geschliffenem Objektiv negativ auf den Kontrast auswirken. Und so kam es dann auch.

Bericht

Das Seeing war nicht optimal, aber brauchbar um die beiden Teleskope miteinander vergleichen zu können. Gelegentlich hatte man die für Planetenbeobachter so wichtigen Momente, in denen die Luft "steht". Der Lichtenknecker zeigte dann deutlich verschiedene Einbuchtungen in den Äquatorialbänder von Jupiter, sogenannte Black Barrows (schwarze Balken) und ein- oder zwei weiße Flecken. An Saturn waren auf Anhieb das äquatoriale Band, die Cassini-Teilung sowie die unterschiedlichen Färbungen der drei Ringe A, B und C sichtbar. Der Konussuper lieferte ebenfalls bei allen Vergrößerungen ein sehr klares Bild, allerdings mit viel stärkeren blauen "Höfen" um die Planeten, man nennt diesen Effekt das "sekundäre Spektrum". Eine Folge des für einen Fraunhofer sehr kurzen Öffnungsverhältnises von 1:8. Hier wäre mindestens 1:10 wesentlich besser gewesen, was sich bei einem Blick durch den 1:12 Lichtenknecker eindrucksvoll bestätigte.

Im Konus sind die Abstände der Brennpunkte der verschiedenen Farben wesentlich größer als beim Lichtenknecker, weniger Licht wird in einem einheitlichen Brennpunkt zusammengebracht, wird um das scharf fokussierte Planetenbild gestreut und geht so für das eigentliche Planetenbild verloren. Der Kontrast verschlechtert sich ebenfalls. Je höher die Vergrößerung, umso deutlicher wird der Effekt. Ein 6mm-Okular macht am Konussuper eigentlich keinen Sinn mehr. An Jupiter waren die Details im Konussuper zwar nicht so deutlich wie im Lichtenknecker, aber doch sichtbar. Die drei Ringe und die Äquatorialbänder zeigte der Konus an Saturn ebenfalls, doch die Cassinische Teilung konnte man im Konussuper weder mit dem 10 mm Konus, noch mit dem 6mm Celestron (um eine ähnliche Vergrößerung wie am Lichtenknecker zu erzielen) nicht erahnen. Der Lichtenknecker zeigte sie jedoch deutlich. Bei geringeren Vergrößerungen, der Beobachtung und Fotografie von Galaxien und Nebeln ist das sekundäre Spektrum nicht so auffällig und störend wie bei Planetenbeobachtungen. Folglich ließ sich ein Unterschied zwischen den beiden Geräten auf meinem Balkon am Orionnebel oder an M31 nicht feststellen.

Abschließend stellt sich die Frage: ist das Gerät sein Geld wert?

Mit Sicherheit! Gerade für den Anfänger ist der Konussuper trotz einiger kleiner Schwachpunkte ein hervorragendes, stabiles, erweiterbares Allroundgerät mit vollständiger Grundausstattung zu einem sehr günstigen Preis. Die Optik des Konussuper ist hervorragend, Lichtenknecker hätte die Optik sicherlich nicht wesentlich besser hingekriegt. Bauartbedingt führt die kurze Brennweite jedoch zu einem starken sekundären Spektrum, das sich bei Vergrößerungen über 100 fach störend auf Schärfe und Kontrast auswirkt. Der Konussuper ist daher besser zur Deep Sky- als zur Planetenbeobachtung geeignet. Die beiden mitgelieferten Okulare sind auch wirklich gut, ebenso das Zenitprisma. Erfreulich ist die Stabilität und die gute Handhabung von Montierung und Teleskop. Das geringe Gewicht und die günstigen Abmessungen empfehlen den 5"/f8 Konussuper außerdem als ideales und sehr preisgünstiges Zweitgerät für die Reise.