Der TS 127/820 Refraktor - ein lichtstarker Fraunhofer
von Michael Meier, DeepSky-Aufnahmen von Herrn Martin Schmidt
Es gibt sie noch, die Refraktor-Fans - auch in Zeiten, in denen 8" oder 10" Dobsons schon fast als Einsteigerteleskope propagiert werden, finden klassische Fraunhofer Achromaten ihre Freunde. Leider benötigt ein Fraunhofer Objektiv für eine farbfehlerfreie Abbildungsleistung ein "langsames" Öffnungsverhältnis, d.h. eine lange Brennweite und somit entsprechend einen langen Tubus.
Bei einem klassischen Öffnungsverhältnis von f 15 ergäbe sich beim hier vorgestellten Refraktor mit einer Öffnung von 127 mm eine Brennweite von 1,9 m. Das hier vorgestellte Teleskop hat aber nur eine Brennweite von 820 mm, also ein Öffnungsverhältnis von f 6,5. Es wäre also ein relativ deutlicher Farbfehler zu erwarten, was diesen Teleskop-Typ von vornherein nicht gerade zu einem Planeten-Spezialisten macht, sondern eher im Bereich Richfield-Beobachtungen ansiedelt.
Wie sich der TS Refraktor in punkto Verarbeitungsqualität und optischer Eignung schlägt soll im folgenden näher betrachtet werden. Die hier gemachten Erfahrungen konnten an einem von Teleskop-Service Ransburg gestelltem TS 127/820 OTA gewonnen werden. Dieser Bericht kann und soll kein "Test" im wissenschaftlichen Sinn sein. Insofern stellen die hier gemachten Äußerungen den persönlichen Eindruck des Verfassers dar. Auch können sich die hier beschriebenen Erfahrungen nur auf das mir vorliegende Exemplar beziehen. Inwieweit eine Qualitätsstreuung in der Serienproduktion vorliegt, kann am besten durch Erfahrungsaustausch mit anderen Sternfreunden eruiert werden. Eine Basis hierfür ist z.B. das Forum von Astronomie.de.
Mechanik und Verarbeitung
Der erste Eindruck des Tubus ist positiv. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Produkten eines sehr großen Markenherstellers ( Meade ) ist nicht zu verhehlen. Der Metall-Tubus ist sehr stabil und großzügig dimensioniert. Die mechanische Verarbeitung ist gut , die Lackierung sehr gut.
Der 2" Okularauszug ist qualitativ besser als die üblichen Synta-Auszüge. Beim vorliegenden Exemplar konnte kein Shifting festgestellt werden. Es gibt aber auch Berichte von Sternfreunden, die andere Erfahrungen gemacht haben wollen. Am Testgerät konnte jedoch feinfühlig und shiftingfrei fokussiert werden. Der Okularauszug lässt sich so fixieren, dass auch fotografisches Zubehör sicher getragen wird. Nebenstehendes Bild zeigt zwar ein etwas exotisches Einsatzbeispiel, jedoch hängt hier schon ein ordentliches Gewicht am Auszug.
Die Fokussierräder sind griffig und können auch mit Handschuhen gut bedient werden. Ein passender 2" Zenitspiegel befand sich nicht im Lieferumfang des Testgerätes und kann daher also auch nicht beurteilt werden.
Wie sieht's am anderen Tubusende aus ? Nun hier treffen Licht und Schatten aufeinander. Fangen wir mit dem Positiven an : Das Objektiv ist solide gefasst und nach Überprüfung mit einem Laser augenscheinlich auch gut zentriert. Die Taukappe ist ausreichend dimensioniert und nicht nur ein kurzer Alibi-Stummel.
Nicht gefallen konnte der extrem feste Sitz der Taukappe. Beim Versuch die Taukappe abzuziehen um einen näheren Blick auf das Objektiv werfen zu können, entstanden hässliche Scheuer- und Abriebspuren auf der Innenschwärzung der Taukappe. Das muss nicht sein und hätte sich bestimmt besser lösen lassen.
Als weiteren Nachteil möchte ich ansehen, dass das Objektiv eigentlich nur vom Fachmann durch "Verkippen" justierbar ist. Die Qualität des FH-Objektivs scheint aber nach eigenen Beobachtungen gut zu sein. Es weist eine blau-grün schimmernde Vergütung auf, die Reflexe wirksam unterdrückt. Passend dazu ist die saubere Innenschwärzung des Tubus und die gut gestaffelte Auskleidung mit Blenden. In der Beobachtungspraxis zeigten sich keine Reflexe oder Streulichterscheinungen.
Die mitgelieferten Rohrschellen sind sehr massiv ausgeführt und weisen einen guten Bedienungskomfort auf. Leider gibt es keine passende Bohrung um gegebenenfalls mal schnelle eine Kamera für die Piggyback-Fotografie aufsatteln zu können.
Der mitgelieferte Sucher ist ein 8x50 Stück in akzeptabeler Qualität. Das Fadenkreuz ist dünn, eine Beleuchtung aber nicht serienmäßig vorhanden. Gut gefallen kann die gute Justierbarkeit des Suchers.
Das Sucherbild ist hell und scharf; erst auf den äußeren 10% des Bildradius kann ein leichter Schärfeabfall registriert werden. Für die vorliegende Preisklasse kann man allerdings zufrieden sein.
Mit einem Gesamtgewicht von 6,7 kg für den OTA reicht auch noch eine mittlere Montierung wie die Astro 5. Im vorliegenden Fall konnte eine Meade LXD55 gut eingesetzt werden. Die mitgelieferte Montierungsschiene sollte auf die gängigsten Montierungen am Markt passen.
Die gesamte Verarbeitungsqualität vermittelt zusammengefasst einen recht ordentlichen Eindruck. Billiges sprödes Plastik, ausgeleierte Gewinde, scharfe Kanten, Farbnasen u.ä. waren nicht anzutreffen.
Wie sieht es nun mit der optischen Leistung aus ?
Anmerkungen zur optischen Leistung
Wie schon eingangs erwähnt, dürfte das Haupteinsatzgebiet eines kurzbrennweitigen 5" Refraktors die Richfield-Beobachtung sein. Also die Beobachtung von Sternenfeldern und Deep-Sky Objekten mit schwachen bis mittleren Vergrößerungen. Es ist klar das ein Fraunhofer Achromat mit diesen technischen Daten einen deutlichen Farbfehler zeigen muss.
Zur Demonstration dieses sogenannten sekundären Spektrums wurde eine Tageslichtaufnahme durch den TS 127/820 Refraktor gemacht. Zielobjekt war ein weiß gestrichener, dünner Metallgitter-Zaun in ca. 25 m Entfernung.
Dieses Bild demonstriert sehr schön den sogenannten Farbfehler. Am mittleren Gitterstab zeigt sich bereits ein sehr leichter Violettsaum, der zum Randbereich ( rechte Bildseite ) deutlicher zu Tage tritt.
Dieser Farbfehler macht sich in der praktischen Beobachtung natürlich an sehr flächenhellen Objekten bemerkbar. So erscheinen die Ränder von Mondkratern oder auch Oberflächendetails auf Jupiter mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägtem Farbsaum, wenn man mit hohen Vergrösserungen arbeitet. Wer mit dem Gerät Planeten beobachten möchte, sollte sich daher die Anschaffung eines leichten Gelbfilters oder des Baader Fringe- bzw. Kontrastbooster Filters überlegen.
Für die Beobachtung von DeepSky Objekten sind 5 Zoll Öffnung zwar auch noch nicht wirklich optimal, zeigen aber schon einiges. Besonderen Spaß macht es, mit dem Gerät ausgedehnte Sternenfelder abzuschwenken. Sehr helle Sterne wie z.B. Arcturus zeigen dabei einen deutlichen Blausaum, allerdings nicht in so starkem Maß, dass es als störend empfunden wird. Genussvoll ist die Beobachtung von Gasnebeln. Einen Eindruck dessen vermögen z.B. die folgenden Aufnahmen geben, welche mir der Sternfreund Martin Schmidt zur Verfügung stellte.
Fazit
Der TS Achromat 127/820 ist ein schönes Gerät für die DeepSky- und Sternenfeldbeobachtung. Wie gesehen eignet er sich Dank seiner Lichtstärke durchaus auch als schönes Instrument zur Astrofotografie. Die Verarbeitungsqualität hinterlässt einen guten Eindruck. Ebenfalls als gut kann die optische Leistung und die Mechanik beurteilt werden. Verbesserungswürdig scheint die Adaption der Taukappe. Eine voll justierbare Objektivzelle wäre wünschenswert gewesen, zumal der ( fortgeschrittene ) Beobachter somit in der Lage gewesen wäre im Bedarfsfall selber nachjustieren zu können. So ist die Justage definitiv ein Fall für eine Einsendung zum Händler oder Optikprüfer. Ärgerlich ist das dann, wenn man in einer Schönwetter-Periode tagelang auf sein Gerät verzichten muss, wenn doch bei einer voll justierbaren Zelle der entsprechende Eingriff in Eigenarbeit innerhalb weniger Minuten hätte erledigt werden können.
Doch sollte man angesichts des Preises von ca. 498 € für den optischen Tubus vielleicht nicht zu päpstlich sein. Betrachtet man den TS 127/820 Refraktor unter dem Aspekt "Preis/Leistungsverhältnis", so erhält man für sein Geld ein sehr schönes und ( noch ) kompaktes Gerät.
Mein Dank gebührt Herrn Martin Schmidt für die schönen Astro-Aufnahmen
Ebenso gebührt Herrn Wolfgang Ransburg vom Teleskop-Service ein Dankeschön für die unbürokratische Bereitstellung des Gerätes.
Herzlichen Dank!
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