Alle Themen auf Astronomie.de im Überblick




Ausgedruckte Seite: https://astronomie.de/raumfahrt-und-forschung/mondforschung/50-jahre-mondlandung/ein-auto-auf-dem-mond

Ausdruck vom: Donnerstag, der 28.03.2024

Copyright: www.baader-planetarium.com

Zum Hauptinhalt springen
Offcanvas top
...

Ein Auto auf dem Mond?

Am 26. Juli 1971 startete dann Apollo 15, mit einem leicht verbesserten Kommandomodul „Endeavour“ und dem ebenfalls verbesserten (vor allem was die Tragfähigkeit angeht) Landemodul „Falcon“. Der Landeplatz hatte bei den Geologen großes Interesse geweckt, weil er sehr viele unterschiedliche Merkmale bot und eine atemberaubende Schönheit. So landeten David Scott und James Irwin am Rand des „Meeres des Regens“, nahe der „Hadley-Rille“; Alfred Worden blieb im Mutterschiff. Da der Start früh am Morgen erfolgte sollte die Besatzung nicht gleich nach der Landung mit einem Außeneinsatz beginnen, um den Schlafrhythmus nicht komplett durcheinander zu bringen. Hätten sie direkt einen 7-stündigen Einsatz begonnen, wären sie am Ende insgesamt über 26 Stunden wach gewesen. Deswegen erledigten sie erstmal einige Aufgaben in der Landefähre. Unteranderem einen sogenannten „Außeneinsatz zum Stand“, besser formuliert von Scott: „Beurteilung des Landegebiets“. Dabei setzte er seinen Helm auf und machte die Andockluke auf, so hatte er einen perfekten 360 Grad rundum Blick und stellte fest, dass kaum größere Steine in ihrer direkten Umgebung lagen.

Diesmal durften die Astronauten auch zum ersten Mal ihre Druckanzüge zum Schlafen ausziehen, wodurch sie auch endlich mal richtig schlafen konnte. Bei dieser Mission wurde auch das erste Fahrzeug mit auf den Mond genommen, „Lunar Roving Vehicle“(LRV). In ähnlicher Form war es schon lange geplant: In den 1950er Jahren veröffentliche Wernher von Braun und ein paar seiner Kollegen eine Reihe von Artikeln, in denen es um sehr ambitionierte zukünftige Mondmissionen ging. Mit drei großen Landefähren, die im Erdorbit zusammengebaut würden, sollten 50 Forscher auf dem Mond landen und dort ungefähr 6 Wochen leben und arbeiten. Im Zuge dessen, entstanden Pläne für ein großes Fahrzeug, für 5 Personen und Platz für Material. Nachdem abzusehen war, dass so ein Projekt wohl niemals verwirklicht werden würde, gerieten die Pläne fast in Vergessenheit.

Bis die NASA dann doch Plötzlich ein leichtes Mondfahrzeug brauchte. Es war jedoch auch ein Fluggerät im Gespräch und die Geister waren geschieden. Bei einer Konferenz sprach sich Max Faget (ein fast legendärer NASA-Ingenieur, der unteranderem führend beim Bau der Mercury- und Gemini-Raumkapseln sowie dem Apollo-Kommandomodul beteiligt war) jedoch gegen ein Fluggerät aus, da die Sicherheit weitaus schwieriger zu gewährleisten war. Damit war die Sache entschieden! So ging der Auftrag für drei Mondfahrzeuge im Oktober 1969 an „Boeing“, die sie fristgerecht nach 17 Monaten für 40 Millionen Dollar lieferten. Man muss dazu sagen, dass es für die damalige Zeit und für den Aufwand, sowie die kurze Frist noch ein guter Preis war. Dafür konnte man das LRV für den Transport auf ca. einen Kubikmeter (1,5*1,5*0,5) zusammenklappen.

Nachdem Scott und Irwin es auf dem Mond auseinandergeklappt hatten, war es 1,5 Meter breit, 3 Meter lang und hatte bis zur Oberkante der Sitzlehnen eine Höhe von 1,5 Metern. Unbeladen lag sein Gewicht bei grade einmal 209 Kilogramm. Jedes Rad hatte seinen eigenen 190 Watt Elektromotor und hatte Reifen aus Drahtgeflecht. Lenkbar waren sowohl Vorder- als auch Hinterachse separat, aber auch gemeinsam, wodurch ein Wendekreis von 3 Metern ermöglich wurde. Beim Aufbau bemerkte Scott allerdings, dass die Vorderachsenlenkung nicht funktionierte, also entscheid er sich kurzerhand für die Hinterachse. Dadurch musste er beim Kurvenfahren – zum Beispiel beim Ausweichen – sehr vorsichtig sein, da das Heck sehr leicht ausbrechen kann.

Bei dem ersten Außeneinsatz wurde nicht wie sonst als ersten das ALSEP, das Experimenten Paket, aufgebaut, sondern direkt eine Erkundungsfahrt gemacht. In das etwa 4 Kilometer entfernte Gebiert, wo der Fuß von „Hadley Delta“ die Rille berührt. Auch wenn kaum größere Steine herum lagen, war die Oberfläche doch sehr uneben und wegen der vielen Krater konnten die Astronauten oft nicht sehen wo sie hinfuhren. So kam es vor, dass sie teilweise wie bei einer Rampe über einen Kraterrand fuhren und wegen der geringen Gravitation wie ein Flummi immer wieder kleine Sprünge machten, bis sie wieder normal weiterfahren konnten. Als erstes fuhren sie zu Krater „Elbow“ und danach weiter in die Nähe vom „St. George“-Krater.

Bisher gab es keine eindeutige Meinung wie der Mond entstanden ist und wie er sich entwickelt hat. Doch man war sich sicher, dass die Berge in diesem Landegebiert ca. 4 Milliarden Jahre alt sind. Deswegen wollte man so viele und mannigfaltige Proben wie möglich sammeln. Abgesehen von den deutlichen Spuren, die das Fahrzeug hinterließ, konnten sich die Astronauten auf das Navigationssystem verlassen, dass ihnen die Richtung zum Landemodul wies. Danach wurde etwa 100 Meter neben dem Landemodul das ALSEP aufgebaut, unteranderem mit einem Wärmeflussexperiment, für das zwei tiefe Löcher gebohrt werden mussten. Wie wir aus vorherigen Missionen wissen ist das keine leichte Aufgabe. Hinzu kam auch noch ein Sonnenwindkollektor. Des Weiteren wurde auch das bekannte „Hammer-Feder-Experiment“ durchgeführt, um zu zeigen, dass ohne den Luftwiederstand auf dem Mond beide Objekte gleichschnell fallen (https://www.youtube.com/watch?v=oYEgdZ3iEKA&t=11s).

Nach 6,5 Stunden war die Lucke dann wieder geschlossen und die Besatzung machte sich fertig um in die Hängematten zu hüpfen. Die zweite Exkursion führte sie Richtung Süden, zu einer Gruppe mittelgroßer Krater am Hang von „Mons Hadley Delta“. Die geologischen Arbeiten wurden hauptsächlich in der Nähe des Kraters „Spur“ unternommen. Bei einem ihrer Stopps fanden sie einen grünen Felsbrocken, eine Brekzie. In späteren Laboruntersuchungen fand man heraus, dass der Farbton durch eisenreiches und magnetisches Glas hervorgerufen wurde. Unteranderem fanden sie noch einen Brocken der fast komplett aus dem kristallinen Plagioklas besteht und unter dem Namen „Genesis Rock“ bekannt wurde. Der dritte Ausflug ging in Richtung Westen zur „Rille“ um auch dort Proben zu sammeln und Fotos zu schießen. Nach fast 3 Tagen auf dem Mond ging es dann zurück zur Erde, wo sie am 7. August mit 76,7 Kilogramm Mondgestein, gesund und munter ankamen.

50 Jahre Mondlandung