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Eine neue Jagd zum Mond

Durch die immer besser werdende Technologie, den Wunsch den Kosmos genauer und weitreichender zu erforschen und andere Planeten, wie den Mars zu betreten, wird auch der Mond wieder zu einem äußerst interessanten Ziel. Einerseits in Form von Mondstationen, die mit Teleskopen jeglicher Art tiefer ins All blicken können, ohne Licht- und Luftverschmutzung, oder für Radioantennen auf der Rückseite des Mondes, ohne elektromagnetische Strahlung der Erde. Aber auch erst mal als Zwischenziel auf dem Weg zum Mars, um neue Raketentechnologien zu testen und um vielleicht sogar direkt vom Mond Richtung Mars zu starten, aufgrund der geringen Gravitation. Nicht zu vernachlässigen ist der wirtschaftliche Aspekt, in Form von Bergbau. Viele Himmelskörper, wie Asteroiden aber auch der Mond, durch die vielen Aufschläge, besitzen zahlreiche Bodenschätze, die auf der Erde selten oder erschöpft sind: Erze wie Eisen, Nickel, Kobalt und Platin; auch Iridium und Helium-3 sollen vorkommen. Das sehr seltene Isotop Helium-3 besitzt ein Neutron weniger als normales Helium und könnte sich damit perfekt als sauberer Rohstoff für Kernfusionen eignen.

Es wurde sogar Wassereis auf dem Mond entdeckt, sodass bemannte Missionen kein Wasser mehr von der Erde mitnehmen müssten. Einige Staaten beginnen sogar schon im Hinterzimmer über mögliche Grenzen auf dem Mond zu diskutieren. Im Weltraumvertrag steht zwar, dass kein Staat (und damit wohl auch keine Privatperson) auf ein Gebiet eines Himmelkörpers Anspruch erheben kann. Das heißt aber nicht, dass man diesen nicht ausbeuten darf; dazu steht im Vertrag tatsächlich nur, dass die Nutzung zum Wohle der Menschheit dienen soll und kein Land, egal wie sein derzeitiger Entwicklungsstand aussieht, benachteiligt wird. Im Klartext: wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

Aber auch wenn die Menschheit schon einmal auf dem Mond war, ist selbst das zurückkehren dahin heute fast genauso schwer wie vor 50 Jahren. Da die Raketentechnik nicht stetig weiterentwickelt wurde. Mit dem Aufkommen von zum Beispiel immer besseren und kleineren Computern, ist es einfacher und kostengünstiger eine neue Rakete zu entwickeln. Den Bordcomputer der Saturn V könnte man mit Leichtigkeit durch ein Smartphone ersetzen, dadurch würden aber die ganzen Massen-, Temperatur- und Schwerpunktverhältnisse nicht mehr stimmen. Nicht nur die Datenverarbeitung ist bei weitem besser geworden, vor allem der 3D-Druck wirdwohl in der zukünftigen Raumfahrt eine große Rolle spielen. Aber auch wenn man die Saturn V Rakete heute nachbauen wollen würde, wäre es ein unbeschreiblicher Aufwand, da es zu vielen Teilen nur sehr wenig bis gar keine Aufzeichnungen mehr gibt. Es waren beinahe 20 000 Unternehmen, Universitäten und andere Einrichtungen beteiligt, die nicht alle, unter dem enormen Zeitdruck auch noch genaue Protokolle führen konnten. Generell basierte die Rakete auf vielen Techniken, Verfahren und Ingenieures- Know- How, die heute nicht mehr existieren.

Als NASA Ingenieure vor ein paar Jahren eine eingestaubte Saturn V auseinander bauten um das Triebwerk eventuell nach zu bauen, stellten sie fest, dass viele Bohrlöcher und Schweißnähte grade zu schlampig waren. Aus heutiger Sicht grenzte es an ein Wunder, dass die Rakete nicht auseinandergebrochen ist. Auch andere Sicherheitsstandards, wie zum Beispiel der Strahlenschutz, müssen neu überdacht werden. Apollo-Astronauten setzen sich damals einer enormen Strahlenbelastung aus, sodass nicht nur die neuen Kommandokapseln mit Wasser in den Wänden geschützt werden sollen. Es gibt auch Überlegungen eventuelle Mondstationen zu vergraben.

Mittlerweile sind auch viel mehr Länder und auch Private Unternehmen auf dem Weg zum Mond und generell ins All. So gibt es immer wieder Preisausschreiben wie den „Google Lunar X-Prize“ 2007, mit dem Ziel, unbemannt auf dem Mond zu landen. Zwar fand bis März 2018 keine Landung statt, doch trotzdem war das Projekt ein Erfolg. Denn viele Unternehmen haben in Zuge dessen neue Ideen und Technologien entwickelt. Und auch die Öffentlichkeit ist begeistert von dem Gedanken mit verhältnismäßig einfachen Mitteln auf dem Mond zu landen. 

Aber mittlerweile sind es nicht mehr nur Amerika und Russland, die sich für die Raumfahrt begeistern. Auch Europa, China, Indien, Japan und Israel haben schon Mondsonden losgeschickt. Am Erfolgreichsten sind wohl bisher die Chinesen mit ihren „Chang’e“-Missionen, die sogar als erste auf der „dunklen“ Seite des Mondes gelandet sind. Mit „Chang’e 6“ ist eine Rückholmission von einer zwei Meter tiefen Kernbohrung geplant, momentan ist der Start für Anfang 2020 geplant. Aus den „Google X-Prize“ ging als eine der ersten, die israelische Firma „SpaceIL“ hervor, die im Februar 2019 ihre erste Sonde auf Umwegen in den Mondorbit schickte. Leider zerschellte sie beim Landeversuch.

In Indien hat man sogar eine Kombination aus Orbiter, Lander und Rover geplant, doch die arbeiten verzögerten sich stätig. Dazu kam, dass letzten Endes die Sonde zu schwer für die geplante Rakete war und jetzt die größere „Mark III-Version“ verwendet werden muss.  Ende 2020 soll auch der Südkoreanische Orbiter „Korea Pathfinder Lunar Orbiter“ (KPLO), von dem man bisher nur sehr wenig gehört hat, starten. Dieser entsteht mit der Unterstützung der europäischen ArianeGroup und der NASA, und soll mit einer SpaceX Falcon-9-Rakete fliegen. Kurz darauf soll auch der „Korean Lunar Lander“ (KLL) starten, ähnlich dem Indischen soll er aus einem Orbiter, Lander und Rover bestehen. Japan will 2021 seine „Small Lander for Investigating Moon“ Landesonde ins Rennen schicken, dabei soll sie eine Punktlandung mit weniger als 100 Metern Abweichung demonstrieren. Auch das deutsche Unternehmen PTScientists will bis Ablauf 2023 ihren Alina-Lander mit den von Audi entwickelten Rovern auf den Mond schicken.

Die NASA wurde durch das plötzliche neue Politische Interesse am Mond etwas überrascht und befindet sich mit den meisten Projekten noch in der Planungsphase. Dabei wird sie von einigen Privaten Unternehmen unterstützt, unteranderem von Astrobotic bei der auch Airbus Defence und Space in Bremen und die Deutsche Post (DHL) vertreten sind. Der bisherige Plan der Orion-Mission besagte, erstmal eine Raumstation im Mondorbit zu errichten, die zum Großteil auch in Europa entwickelt und hergestellt würden. Von dort aus sollen dann ca. ab 2030 bemannte Mondlandungen erfolgen. In der Hoffnung nicht schon den Chinesen auf dem Mond zu begegnen, die bis spätestens 2030 auch bemannt auf dem Mond landen wollen. Doch da hielt Vizepräsident Mike Pence im März 2019 plötzlich eine Rede, in der er den Plan kurzerhand beschleunigt und verlangt, dass der 13. Mann und die erste Frau auf dem Mond Amerikaner sein sollen. Und das Ganze auch noch innerhalb von 5 Jahren bis 2024, also noch in Donald Trumps voraussichtlicher Amtszeit.

Im Mai gab NASA-Administrator Jim Bridenstine dann dem Kind einen Namen: „Artemis“, die Schwester von Apollo in der griechischen Mythologie. ( https://www.youtube.com/watch?v=vl6jn-DdafM) Dabei wird nun die eigentliche Orion-Mission auf das nötigste gekürzt um erstmal zu landen. Aber vorerst wieder nur mit zwei Personen und für wahrscheinlich drei bis vier Tage, also ganz ähnlich zu den Apollo-Missionen.

Ab 2028 soll dann aber doch auch mit längeren Mondaufenthalten begonnen werden. Für die NASA steht die Entwicklung eines Landers, einer Aufstiegsstufe und von Raumanzügen (für den Mond) an erster Stelle, dafür soll sie 1,6 Milliarden mehr bekommen (zum Jährlichen Budget von ca. 21 Milliarden). Das wird nach ersten Schätzungen aber bei weitem nicht reichen. Nur wenige Tage nach dieser Bekanntgabe präsentierte aber auch Amazon-Chef Jeff Bezos ein 1:1 Model seiner Mondlandefähre, an der sein Privates Unternehmen „Blue Origin“ seit einigen Jahren arbeitet. Wie durch ein Wunder passt diese perfekt zum Artemis-Programm. Artemis 1 soll nach aktuellem Zeitplan im Juni 2020 Starten, dabei soll die Orionkapsel und das Europäische Servicemodul getestet werden. Ähnlich wie bei Apollo 8 soll dabei der Mond für einige Tage umrundet werden, bevor es zurück zur Erde geht, allerdings unbemannt. Jedoch steht bisher noch keine Trägerrakete zur Verfügung.

Das „Space Lunch System“ (SLS), dass in Zusammenarbeit mit Boeing entwickelt wird, ist über die Testphase einiger Einzelteile noch nicht hinaus. Kommerzielle Raketen wie die Falcon Heavy von SpaceX reichen nicht raus um diese Nutzlast aus dem Erdorbit zu tragen. Es bleibt also abzuwarten wie die NASA den Zeitplan einhalten will. Artemis 2 soll eine bemannte Mondumrundung werden, ganz ähnlich der ersten. Dabei sollen schon erste Komponenten für die lunare Raumstation in den Mondorbit gebracht werden, geplant ist der Start für 2022 oder 2023. In den Folgejahren soll dann der Rest dieses lunaren Gateways mit sieben oder acht Flügen fertiggestellt werden. Mit Artemis 3 sollen dann hoffentlich 2024 vier Amerikaner zur Mondraumstation fliegen; von der dann zwei auf dem Mond landen. Durch den gestrafften Zeitplan eigentlich nicht viel mehr als bei Apollo. Wenigstens der Landeplatz ist spektakulär: das South-Pole-Aitken-Becken auf der Rückseite des Mondes, die noch kein Mensch betreten hat. Doch bisher hat noch nicht einmal die Planung für eine Landefähre begonnen, es bleibt also spannend.

50 Jahre Mondlandung